Aus dem Film heraus entstanden – Interview zum „Die Känguru-Verschwörung“-Spiel

MedienweltSpieltrieb

Vor einer guten Woche kam die Meldung heraus, dass es für den zweiten Film zu Marc-Uwes Känguru-Geschichten, die Känguru-Verschwörung, ein Spiel geben wird – gefördert (wie auch der Film) vom Medienboard Berlin-Brandenburg, entwickelt von der Berliner Tunermaxx GmbH. 65.000€ werden für die Entwicklung bezuschusst – Richtig, das sind 130.000 Mark, 260.000 Ostmark, 1.300.000 Ostmark auf dem Schwarzmarkt (hier selber rechnen)!

Da aus den ursprünglichen Meldungen wenig zu erkennen war, habe ich also zu allem gefragt: Firma, Entstehungsgeschichte des Spiels, Technik, Genre, Erlösmodell. (Ich glaube, früher hätten wir das „geheime Facts“ gennant.) Und die Tunermaxx, vertreten durch Kalle Max Hofmann, war durchweg sehr auskunftsfreudig! Nachfolgend das Interview (Links und Hervorhebungen durch mich):

Interview

Wer ist die Tunermaxx Media GmbH? Wieviele Leute arbeiten bei Ihnen, auf was für Projekte sind Sie spezialisiert?

Die Tunermaxx Media GmbH hat momentan zwei festangestellte Mitarbeiter, die je nach Projekt von Freelancern unterstützt werden. Im Games-Bereich sind wir normalerweise auf Virtual-Reality-Titel spezialisiert und schafften es mit „Rainbow Reactor: Fusion“ letztes Jahr in den streng kuratierten Quest Store von Meta (vormals Facebook).

[Der Prototyp] brachte Marc-Uwe Kling … auf die Idee, daraus ein Spiel zum Film zu machen

Kalle Max Hofmann über die Entstehung des Spiels

Wie kam es zu der Idee, ein Spiel zur Känguru-Veschwörung zu machen? Gibt es im Team Fans des Kängurus?
Neben Spielen sind digitale Spezialeffekte (VFX) das Kerngeschäft der Firma. Aufgrund dieser Mischung wurden wir gebeten, ein „Fake-Videospiel“ zu animieren, das in einer Filmszene vorkommt. Damit es wirklich überzeugend aussieht, haben wir direkt einen interaktiv spielbaren Prototypen hergestellt. Dieser brachte Marc-Uwe Kling, den Känguru-Erfinder und Regisseur des Films, auf die Idee, daraus ein Spiel zum Film zu machen. Die Idee, ein kleines, begeistertes Team an das Spiel zu setzen, das mit Herzblut und Enthusiasmus bei der Sache ist, war ihm bei dieser Entscheidung viel wichtiger, als auf eine etablierte, große Firma zu setzen. Unser Kernteam kannte und mochte das Känguru bereits, und in Vorbereitung auf die Spieleproduktion haben wir noch mal alle Hörbücher in Dauerschleife konsumiert. Nun sind wir definitiv Hardcore-Fans!

Sind Sie bei der Entwicklung auch mit Marc-Uwe Kling im Gespräch? Haben er oder der Filmverleih bestimmte kreative Vorgaben gemacht?

Marc-Uwe Kling ist stark in die Entwicklung eingebunden, neben Ideen steuert er Texte und Sprachaufnahmen bei!

Was für ein Spiel erwartet uns hier? Welche Charaktere sind spielbar, was für eine Spielmechanik respektive was für ein Genre bringt uns das Känguru näher?

Das Spiel wird eine Mischung aus Retro-Spielmechaniken bieten, da auch der Film alle möglichen Genres mixt und persifliert. Eine große Rolle spielen Jump’n’Run-Parts, die mit Adventure-Elementen angereichert sind. Die Heldenreise, die das Känguru und Marc-Uwe im Film überstehen müssen, und die beide mit ihren eigenen Stärken spielbar sein werden, bietet dabei eine perfekte Vorlage für die Spielstruktur sowie zahlreiche Gags.

Der Film basiert nicht mehr auf den bisherigen Handlungsbögen der Känguru-Bücher, sondern auf einer komplett eigenen Geschichte: „Marc-Uwe und das Känguru gehen eine gewagte Wette ein: Sie werden ihre Wohnung verlieren, wenn sie es nicht schaffen, Marias Mutter zu retten. Die ist im Internet falsch abgebogen und leugnet nun den Klimawandel. Auf ihrem frisch-frechvöllig-absurden Roadtrip zur Conspiracy Convention in Bielefeld geraten Kleinkünstler und Beuteltier ins Visier von Verschwörungs-Guru Adam Krieger und seinen fanatischen Anhängern“ (Aus der Presse-Info zum Film.)

Trailer zu Die Känguru-Verschwörung

Wo siedelt sich die Geschichte des Spiels an? Verfolgt sie parallel die Ereignisse zur Känguru-Verschwörung, greift sie vorher oder zwischen den Filmen…?

Sagen wir, die Geschichte ist mit dem neuen Film verwoben und bietet hier und da einige neue Blickwinkel auf einzelne Details, aber auch ganz eigene Situationen und Gags. Da das Medium des Computerspiels quasi die Welten Buch und Film verbindet, da sowohl Texte als auch Animationen dargestellt werden können, sehen wir hier ein Bindeglied zwischen den bekannten Büchern und dem brandneuen Film!

Auf was für einer Engine basiert das Spiel, welche Plattformen werden unterstützt? Gibt es im Spiel auch gefilmte Szenen aus der Känguru-Veschwörung? Werden die Schauspieler:innen des Films auch Sprechrollen haben?

Das Spiel basiert auf der Unity-Engine, Plattformen sind zunächst iOS und Android, doch als passionierte Gamer haben wir bereits erweiterte Versionen für andere Systeme im Hinterkopf. Da wir uns, analog zum Erscheinungsbild des Spiels im Film, im Pixel-Art-Stil austoben, wird es eher an den Film angelehnte Artworks als 1:1 übernommende Szenen geben. Eine große Rolle spielt aber die Erzählung von Marc-Uwe Kling sowie die original Filmmusik der „Tentakel von Delphi„.

Ein paar Eckdaten zum Geschäftsmodell: Wird das Spiel ein klassisches (Download-)Produkt zum Preis von x Euro oder ein Free-to-Play-Spiel mit kaufbaren Gegenständen?

Zum Kinostart am 25. August werden wir zunächst eine kostenlose Demo für iOS- und Android-Handys veröffentlichen, die eine eigene, kurze Geschichte erzählt und den Fans exklusives „Bonusmaterial“ zum Film bietet. Der Release des vollen Spiels wird zum Heimkino-Start erfolgen, im Idealfall auch auf weiteren Plattformen. Diese Version wird einen Festpreis und haben, und keinerlei Microtransactions oder IAPs (In-App-Käufe, Anmerkung Burtchen) enthalten.

Schließlich: Das Känguru selbst und die meisten Figuren sind ja für ihre, freundlich formuliert, eher kapitalismuskritische Haltung bekannt. Wie entwickelt man unter dieser Vorgabe ein Produkt, das natürlich wirtschaftlich erfolgreich sein soll, aber gleichzeitig respektvoll gegenüber dem Quellmaterial sein möchte?

Das ist absolut richtig, und tatsächlich wird es bewusst keine Microtransactions oder In-App-Purchases im Spiel haben. Auch der Verkaufspreis der Vollversion soll sich eher im günstigen Bereich vergleichbarer Titel orientieren. Marc-Uwe Kling selbst ist dafür bekannt, dass er Gewinne aus Merchandise-Produkten zu einem großen Teil an gemeinnützige Organisationen spendet – ansonsten würde er auch ständig ausladende Moralpredigten vom Känguru vorgebetet bekommen! Kurz gesagt soll das Spiel in erster Linie die Schnittmenge der spielenden Känguru-Fans glücklich machen, während kommerzielle Aspekte im Hintergrund stehen. Deswegen sind wir als Hersteller auch besonders dankbar für die Unterstützung des Medienboards Berlin-Brandenburg!

Ich danke herzlich für die Beantwortung der Fragen.

Fazit

Als die Meldung letzte Woche erschien, wusste ich nicht ganz, was ich davon halten sollte. Ein paar Monate vor dem Film kommt von einer eher unbekannten Firma ein Spiel mit dazugehöriger Lizenz? Das könnte böse enden – wobei Marc-Uwe bis jetzt ein glückliches Händchen für alle weiteren Aktivitäten des Kängurus hatte.

Das Poster zum Film.

Die Antworten insbesondere zur Entstehungsgeschichte und zum Veröffentlichungszeitplan beruhigen da einigermaßen. Natürlich ist sicht- und spielbares Material für eine Einschätzung immer besser, aber es scheint mir klar, dass hier ein Team arbeitet, dass das wie immer überragend gute Känguru angemessen in Szene setzen kann. In aller Ernsthaftigkeit stellt sich die Frage, ob eine beachtliche Summe für ein AAA-Spiel überhaupt sinnvoll gewesen wäre: Ich denke nicht. Das Känguru braucht kein riesiges Open-World-Ramtatam, sondern eben Spiel gewordene Kleinkunst, das die ganzen innerweltlichen Memes sinnvoll einsetzt. Und das scheint mir hier mit Leidenschaft vorangetrieben. Ich freue mich, davon mehr zu sehen!

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