Einen Monat Euro-FH – die Erfahrungen im LLM-Brückenkurs

Fortbildung

Vor ziemlich genau einem Monat kam ein Paket mit jeder Menge Unterlagen aus Hamburg an – alle nötigen Materialien für meinen Brückenkurs, um in knapp einem halben Jahr den Master in Wirtschaftsrecht zu beginnen. Hierfür hat die Euro-FH mir drei Module zugewiesen: Unternehmensrecht, Wirtschaftsprivatrecht sowie Öffentliches Recht/Europarecht. Letzteres wird mit einer Hausarbeit abgeschlossen, für die erstgenannten Module wird es Klausuren geben. Das ist natürlich aus der Zukunftsplaylist: Bis dato habe ich mich durch zwei der vier Studienhefte für ein Modul gearbeitet sowie eine Übung eingeschickt. Dennoch kann ich meinen Eindruck zu einen grundlegenden Aspekten der Euro-FH geben, und der fällt überwiegend positiv aus. Im Einzelnen:

Online-Campus und Kommunikation

Der Online-Campus, der auch als App bereitsteht, umfasst die erwartbaren Funktionen zur Kommunikation mit fachbezogenen Tutor*innen sowie einer allgemeinen administrativen Betreuungskraft. Darüber hinaus sind die Lehrmaterialien für alle Kurse herunterladbar – auch als EBook-Format, teilweise sogar als MP3. Der allgemeine Studienplan ist einsehbar und konkrete Module lassen sich als „aktuell in Bearbeitung“ markieren; formal ist dann auch sichtbar, welche anderen Euro-FH-Student*innen sich gerade damit beschäftigen. Im Gegensatz zur University of Liverpool ist aber zumindest bisher kein Anzeichen von irgendeiner Gruppen-Arbeit in Sicht. Wichtig – und eine der Gründe, warum ich mich für die Euro-FH entschieden hatte – ist auch der Zukunft auf externe Ressourcen, im Fall der Rechtswissenschaft insbesondere Beck online mit zahlreichen Kommentaren und Urteilen.

Insgesamt machen die Webseite und die App einen ordentlichen Eindruck. Manchmal hakt der Login und der Entwickler in mir überlegt, welcher Request im Hintergrund da gerade beim Seitenaufruf stockt, aber insgesamt gibt es nichts offensichtlich ungeeignetes oder ein Feature, das ich bis jetzt vermisst hätte. (Minimal irritierend bleibt, dass einige Links aus dem Kommunikationsmodul heraus das E-Mail-Programm öffnen, mei.) Update 19. August: Bis jetzt ist mir noch kein mobiler Zugriff auf die tatsächlichen korrigierten Einsendeaufgaben-Word-Dokumente gelungen, das geht sicherlich besser. Update 2: Inzwischen habe ich den Teil gefunden, so ganz ideal aber nicht gelöst.

Der „Online-Campus“ der Euro-FH.

Die Kommunikation mit Fach- und Allgemeinbetreuung überzeugt, bis jetzt habe ich zu jedem Anliegen spätestens nach einem Tag, meistens aber am selben Tag noch eine Antwort erhalten. Lediglich das Immatrikulationsbüro hat zurecht einen Standard-Autoresponder, der um Geduld bittet.

Im allgemeinen Teil gibt es also wenig zu beklagen, die Euro-FH steht hier nicht im Weg und lässt einen Fokus auf das Studium zu.

Studienmaterial und Einsende-Aufgaben

Im Gegensatz zur Open University – die natürlich in einer ganz anderen Größenordnung agiert – bekommen die Kurse keine richtigen Bücher, sondern „nur“ knapp 100-seitige A4-Hefte, die von einem oder mehreren Autor*innen zum Thema erarbeitet wurden. Vorteil: Dadurch lassen sich die Hefte recht kostengünstig anpassen, was etwa bei Steuerrecht sehr empfehlenswert ist. Nachteil: Die Hefte werden dadurch etwas subjektiver geschrieben und an einigen Stellen hätte eine Korrekturschleife mehr nicht geschadet. Das betrifft sowohl unwichtige Tippfehler, als auch schon eher wichtige kleine Zahlen- oder Semantikdreher in den Aufgaben, eine teils etwas flapsige und an anderer Stelle schwieriger verständliche Sprache. Letzteres ist sicherlich auch in der Wahrnehmung stark subjektiv. Was ich mir hingegen wünschen würde, wäre eine konsistente und insgesamt höhere Dichte an Übungen in oder am Ende der Kapitel. Update 27. August: Das Problem zieht sich leider weiter durch die Hefte, die teilweise etwas sehr nach „muss fertig werden“ riechen. Nicht in einem Maße, dass die Inhalte unvollständig oder regelmäßig fehlerbehaftet sind, aber eben in einer aus redaktioneller Sicht unebenen Rhythmisierung, die selbstständiges Lernen nicht erleichtert.

Bei einigen Modulen steht zudem eine „Hörbuch“-Variante als MP3 bereit, die allerdings maschinell generiert ist, inklusive einer fortwährend eigenwilligen Sprachmelodie und den Hang, Abkürzungen und Fremdwörter falsch auszusprechen, sowie natürlich ohne Berücksichtigung von Tabellen oder Abbildungen. Es ist mir bis dato nicht gelungen, diese gewinnbringend einzusetzen.

Zusätzlich zu den Heften kommt im Paket auch ein Stapel relevanter Literatur, in diesem Fall also Gesetzestexte noch und nöcher.

Jedenfalls fühle ich mich nach den bisherigen Modulen bei aller Kritik gut über die Inhalte informiert. Am Ende jedes Studienheftes gibt es eine Einsendeaufgabe, die pro forma benotet wird – entscheidend für die Modulnote bleibt aber einzig die Klausur oder Hausarbeit. Knapp zwei Wochen hat die (überaus zufriedenstellende) Benotung der ersten Aufgabe dabei in Anspruch genommen – das ist etwas mehr als dereinst bei der Open University (und natürlich wesentlich länger als bei der utz-utz-utz-Rhythmik in Liverpool) und fühlt sich einen Tacken zu langsam an, um gut informiert auf ein ambitioniertes Klausurdatum zu planen. Update 19. August 2023: Die zweiten Einsendeaufgaben wurden sehr zügig (<1 Woche) korrigiert. So habe ich jetzt entschieden, für das erste Modul doch erst im Oktober eine Prüfung zu belegen und die Module mit der Hausarbeit eben parallel anzufangen.

Ein wesentlicher Unterschied zu meinen englischen Universitäten: Die Kurse werden komplett selbst eingeteilt. Ich beginne mit einem (oder mehreren), wann immer ich möchte, sende Übungen ein, wann ich das will und melde mich zu den Prüfungen an, wenn ich soweit bin.

Fazit

Noch habe ich etliche Aspekte des Studium nicht näher beleuchten können oder müssen – die „Flashcards“-App der Hochschule etwa ebenso wenig wie tatsächlicher Klausuren-Ablauf. Doch was ich bis jetzt erlebe, überzeugt mich auf Fach- ebenso wie auf Ablaufsebene, natürlich immer mit Luft nach oben.

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