Examen, Credit Transfer, Neubeginn

Fortbildung

Kontinuierlich schlägt der Stock auf das Trommelfell, in einem nie langsamer verebbendem Rhythmus: So lief es in antiken mediterranen Ruderbooten, so läuft es im OpenU-Studium. Zwischendurch fällt, um es mit Ephraim Kishon zu sagen, dem mitreisenden Senator ein, dass er Lust auf Wasserski hat, und das Tempo wird punktuell weiter angezogen; das Äquivalent sind TMA- und Examen-Staccato, wie sie bei meiner Kursdopplung letztes Jahr zweifelsfrei mehrfach auftraten. Daher ist es nun, nach den TMAs und den abschließenden Examen, Zeit für ein Resümee.

AA306 – Nicht wie es euch gefällt oder was ihr wollt

Wie schon in früheren Beiträgen angedeutet, schmälert das irrsinnige Tempo (auch ohne Kursdopplung) des Shakespeare-Kurses den Gesamteindruck erheblich. Im Durchschnitt zwei Wochen für ein Stück inklusive Sekundärliteratur, Performances auf DVD oder CD und dem Niederschreiben komplexerer Gedankengänge, das verleidet einem die Freude gewaltig. Und es zwingt quasi dazu, von vornherein wirklich rabiate Abkürzungen zu nehmen – die „Intervalle“ etwa, das waren thematische Exkurse zum Editierungs- oder Aufführungsprozess, habe ich erst nach dem letzten Assignment angeschaut; mit Ausnahme von drei Filmen, zwei kurzen Videobeiträgen und anderthalb Stunden Audio-Aufnahmen habe ich den Multimedia-Teil komplett ignoriert.

An dieser Stelle kommt aber auch ein grundsätzliches Defizit in der Konstruktion des ganzen Kurses zum Tragen: Im Gegensatz zu anderen Kursen – auch auf Level 3 – wird einem im Study Guide einfach nur eine Materialsammlung hingeworfen, die es in dieser Woche in einer bestimmten Reihenfolge durchzuarbeiten gilt. Das Heftchen zu den Multimediainhalten liefert zwar jedesmal eine Fragensammlung, und die kursbegleitenden Bücher hangeln sich immer einigermaßen entlang einer festen Struktur, aber insgesamt ist der Kurs sehr stark darauf ausgerichtet, sich halt irgendwie selber durchzuackern. Man kann natürlich sagen, dass selbstständiges Erarbeiten von Inhalten ja eben Teil einer Hochschulausbildung ist: Völlig richtig. Und natürlich hat das sogar den Vorteil, dass man eben wesentlich leichter abkürzen kann. Aber: in einem Präsenzstudium etwa waren die Feedback-Intervalle nach meiner immerhin zweijährigen im Regelfall kürzer und intensiver, und es dürfte auch einen Grund haben, dass die neueren Kurse deutlicher Fragestellungen – und Antworten! – geben.

(Und: Das mehrfache Lesen von Stücken, wie in den Instruktionen manchmal angegeben, ist nun wirklich bar jeder Realität.)

Ambivalent ist meine Haltung zu den Bewertungen: Mein Start war relativ schwach, die zweite Hälfte dagegen für einen Level-3-Kurs dieses komplexen und sprachlich nicht eben einfachen Themas erfreulich. Der Tutor schrieb lang Feedback – teilweise länger als mein Essay selbst! Dennoch fand ich es in der Summe in seinen Elegien schwierig, die echten Kritikpunkte herauszustellen. Wenn es etwas gibt, dass ich bewusst geändert habe, dann ist es, mich enger an die Tutoriumszusammenfassungen und seine Interpretationen der Sekundärliteratur zu halten. Ach, apropos Sekundärliteratur: Dass selbst bei einem Level-3-Kurs das Hinzuziehen weiteren Materials nicht gutgeheißen wird, kann ich nun wirklich nicht nachvollziehen.

Lohnt es sich also, die Zähne zusammenzubeißen für diesen Kurs? Wenn man sich eine Frust-Resistenz zuschreibt, Shakespeare wirklich mag und wirklich neun Monate lang trommeln kann: Ja. Denn es ist ein ordentliches Erfolgserlebnis (okay, noch kenne ich das Examensresultat nicht), am Ende doch alles „durchgestanden“ zu haben.

A397 – Ein sauber konzipierter Kurs

Um es mit dem großartigen Jargon des Spieleredakteurs zu sagen: Latein-Fans können zugreifen. Dieser Kurs ist genau das, was er verspricht: In der ersten Hälfte Wiederholung insbesondere der grammatisch etwas anspruchsvollen Konstruktionen (AcI, Ablativus Absolutes, Gerundiv-Formen, indirekte Rede…) und ungefähr dreißig Zeilen Übersetzung (etwa adaptierte Originaltexte von Plinius dem Jüngeren) je Woche, in der zweiten Hälfte eigenständige Übersetzung eines Buchs der Aeneis. Das ist großartig, denn es gibt am Ende ein echtes Erfolgserlebnis. Vorwarnung: Nahezu alle Texte, inklusive die in dem TMAs zu übersetzenden, sind vergleichsweise brutal.

Stört etwas an diesem Kurs? Mir fällt wenig ein; es mag allerdings ungewohnt sein, beim Examen kein Wörterbuch verwenden zu dürfen, hierauf könnte der Kurs etwa mit Vokabeltrainern oder so besser vorbereiten. Achso, ja, eine Sache: Dass die Tutorin das eTMA-System (kleines Web-Formular zum Hochladen der Dateien) der OpenU nicht verwendete, ich also tatsächlich Briefe nach Schottland geschickt habe, inklusive entsprechender Pufferzeit, kam mir schon sehr antiquiert vor.

Credit Transfer: Ich gebe auf

Was ich bei den oberen Kursen nicht getan habe, kommt beim Thema Credit Transfer zu tragen: Ich streiche die Segel, die OpenU hat „gewonnen“. (Ja, es ist tragisch, dass ich dieses Wort verwende, aber es war eben offensichtlich, dass das Credit Transfer Centre konfrontativ und nicht kooperativ agiert.) Ich sprach kürzlich mit einer anderen OpenU-Studentin, die ein ähnliches Erlebnis wie ich hatte. Mehr dazu demnächst in geeigneter, umfassender und beratender Form. Update: Der entsprechende Artikel Credit Transfer an der OpenU ist jetzt live.

Der Neubeginn: TMA-Abgabe eine Woche nach dem Examen

Ich hatte es ja schon angedeutet: A330 ist mein neuer primärer Kurs – und verfolgt einen interessanten Aufbau. Das erste TMA ist relativ früh nach Kursbeginn (aber wer eine Prüfung schreiben musste, bekommt eine Verlängerung) und vergleichsweise einfach und kurz, um einen Einstieg und einen guten Rhythmus vorzugeben. Gerade nach den Erfahrungen mit AA306 (ye olde Shakespeare) gefällt mir das sehr gut. Auch sehr schön: Es gibt am Kursende kein Examen, sondern EMA (End-of-course marked assignment), dass per Brief in dreifacher Ausfertigung ans „Prüfungsamt“ geschickt werden muss. Klingt eigentlich deutlich weniger stressig als die Examen-Variante. Das Kursmaterial macht einen sehr schönen Eindruck bis jetzt – ich bin ehrlich ziemlich begeistert.

Weil ein Kurs alleine zu einfach wäre, bekommt A330 Verstärkung. Von A178 – Perspectives on Leonardo da Vinci (mein erster Zehn-Punkte-Kurs, dazu später mehr) und S283 – Planetary Science and the search for Life (mein erster nicht-geisteswissenschaftlicher Kurs, auch dazu später mehr). Das erhäht nominell die Gesamtbelastung sogar gegenüber dem vorherigen Turnus. Ich denke allerdings, dass AA306 mit nichts anderem zu vergleichen ist und es deswegen schon alles laufen sollte. So, jetzt muss ich aber weiter am erstem TMA schreiben…

3 Replies to “Examen, Credit Transfer, Neubeginn”

  1. Sonja sagt:

    Ich bin gespannt, was du zum Credit Transfer erzählen kannst. Ich habe es bis dato ja gar nicht ausprobiert, da es bei mir letztlich nicht so ins Gewicht gefallen wäre. Und der Aufwand schien sich nicht zu lohnen.

  2. jo sagt:

    Wie viele Kurse fehlen dir dann eigentlich noch und was ist das für ein abschluss, den du irgendwann erhältst? BaMa oder sowas?

    Grüße,
    jo

    • Der Burtchen sagt:

      In Kursen lässt sich das schlecht umrechnen, sind ja schließlich alle unterschiedlich schwergewichtig – aber: ich werde wohl noch einen Zusatzkurs nächstes Frühjahr dazusetzen und eventuell ein Mini-Addon draufsatteln, dann ist die Sache in einem Jahr durch.