Vor nunmehr 24 Jahren zogen die Republikaner erstmals in den Stuttgarter Landtag ein, mit einem furiosen Ergebnis von knapp elf Prozentpunkten als drittstärkste Kraft. Ihre Stärke verhinderte, dass die vorherige oder die meisten üblichen Koalitionen gebildet werden konnte.
Die Gründung der Partei lag zu diesem Zeitpunkt schon ein knappes Jahrzehnt zurück und ging in erster Linie von unzufriedenen Mitgliedern der Union aus. In diesem Jahr jedoch beflügelte die Debatte um steigende Asylbewerberzahlen Parteien rechts der Union. Die Republikaner versuchten dabei, gleichzeitig die Stimmung mitzunehmen und sich als seriöse rechtskonservative Partei zu präsentieren, nicht ohne sich öffentlich gerne in der Opferrolle der ungerecht verfolgten zu inszenieren (siehe auch die Dissertation „Die Republikaner im baden-württembergischen Landtag – von einer rechtsextremen zu einer rechtsradikalen, etablierten Partei?„).
Bei dieser Anhäufung von Ähnlichkeiten zwischen Republikanern und AfD liegt die Frage nahe, ob es ähnlich wie in Sachsen-Anhalt einen Zusammenhang zwischen den Resultaten der beiden Parteien geben könnte.
Für diese Analyse habe ich letztlich einfach die Ergebnisse der jeweiligen Wahlkreise korreliert (Wählerwanderungsbetrachtung hier). Wie auch bei der vorherigen Betrachtung, gelten einige Einschränkungen:
- Wenn auch in geringerem Maße als in Sachsen-Anhalt (immer sind Anzahl und Namen gleich geblieben) so fanden auch in Baden-Württemberg Neuzuschnitte von Wahlkreisen statt.
- 24 Jahre sind eine verdammt lange Zeit, in der wirtschaftlichen Entwicklungen in Boom- oder Tumbleweed-Regionen die Demographie durchaus merkbar verändern können.
Die Daten stammen von der offiziellen Seite des Statistischen Landesamtes für 2016 sowie aus privater Korrespondenz mit dem Landesamt für 1992 (herzlichen Dank dafür!).
Ergebnis der Korrelation
Trotz einiger Ausreißer (im Regierungsbezirk Stuttgart etwa schnitt die AfD teilweise schlechter ab als dereinst die Republikaner, im Regierungsbezirk Freiburg hingegen holte sie mitunter mehr als doppelt soviel Zustimmung) ist eine klare Korrelation erkennbar. (Daten wie immer auf meinem OneDrive.) Die Korrelation ist, mit den benannten Einschränkungen, signifikant und stärker (0,57) als in Sachsen-Anhalt.
Das überrascht nicht, sondern kann als Bestätigung der Arbeitshypothese gesehen werden, dass die AfD letztlich in den selben Gewässern fischt wie andere Besorgte-Bürger-Parteien vor ihr.
Offenlegung: Ich war von 2002 bis 2009 Mitglied der FDP. Ich bin seit 2009 Mitglied von Bündnis 90/Die Grünen.