Kurze Antwort: Sehr. Einladende Antwort mit anekdotischem Nachweis über vergangene Wahlen: Noch vielen ist „Eins steht jetzt schon fest – die Union, die CDU/CSU, wir haben die Wahl gewonnen.“ aus dem Munde des damaligen Kanzlerkandidaten Edmund Stoiber zur Bundestagswahl 2002 in Erinnerung. Die ersten Hochrechnungen sahen mit etwas Schwankungsbreite immer wieder eine mögliche Schwarz-gelbe Regierung vor einer zweiten Amtszeit Gerhard Schröders, am Morgen des 23. Septembers war klar, dass Stoiber in Bayern bleiben würde. Und 2022 wurde erst im Laufe des Abends klar, dass Bündnis 90/Die Grünen um zwei Dutzend Stimmen den Einzug in den saarländischen Landtag verpassen würden (und die SPD so eine absolute Mehrheit erhielt).
Auf Landesebene kommen mit öfters knappen Entscheidungen derartige Sekt-hoffentlich-auf-Kommission-bestellt-Momente ab und an vor, auf Bundesebene ist der Casus Stoiber ein Einzelfall. 2013 etwa, als sowohl FDP als auch AfD um die Einzug in des Bundestag bangten, sah lediglich eine einzige 18-Uhr-Prognose (RTL) eine der Parteien fälschlich (und äußerst knapp) im Parlament, keine einzige der echten Hochrechnungen lag daneben.
Für 2021 habe ich die enstprechende Entwicklung einmal geplottet und … das Ergebnis ist ein recht unspektakuläres Diagramm, unspektakuläre Rohdaten wie immer auf meinem OneDrive (Quelldaten):

- alle 18-Uhr-Prognosen liegen für jede Partei innerhalb eines Prozentpunktes
- ab 20 Uhr liegen fast alle Hochrechnungen innerhalb eines halben Prozentpunktes, einzige Ausnahme bildet eine kleine Talfahrt für Bündnis 90/Die Grünen beim ZDF
- auch für die Sitzverteilung bleiben die Schwankungen meist innerhalb einer Skatrunde
Die Konsequenz für den heutigen Abend: Wir werden um 18 Uhr wissen, wie es um die politische Zukunft von Sahra Wagenknecht und Christian Lindner bestellt ist (die Vorzeichen sind eher so lala aus ihrer Perspektive). Und ob die AfD eine Mehrheit für eigene „Untersuchungsausschüsse“ zusammenbekommt, dürfte noch vor der Tagesschau feststehen.
Update 10. März 2025: Im Fazit zur Bundestagswahl 2025 lassen sich die hier getroffenen Beobachtungen überwiegend bestätigen.
Offenlegung: Ich war von c. 2002 bis 2009 Mitglied der FDP. Ich bin seit 2009 Mitglied von Bündnis 90/Die Grünen, bei der kommenden Wahl strebe ich kein Mandat und kein Amt an.