Normalerweise bedeuten Wahlabende für Jörg Schönenborn ja viel Kardio mit den nur teilweise kooperierenden Touchscreens im Studio. Bis 18 Uhr nur subtil andeuten, in welche Richtung sich Dinge entwickeln könnten („Hui, das ist aber ein guter Wert für einen Regierungschef!“), und ab sechs dann komplette Diagramm- und Interview-Dramaturgie. Morgen wird das nicht so sein. Weder Das Erste, das ZDF, nicht einmal der RBB haben eine Sondersendung eingeplant, obwohl doch neu gewählt wird!
Korrektur: Um 20:15 Uhr bringt der RBB eine Sendung.
Der Grund: Die tatsächlichen Auswirkungen der Wahl werden minimal sein. Das wäre bei einer – wie ursprünglich durchaus für möglich erachteten – kompletten Neuwahl in ganz Berlin anders, aber so ist allein die Frage „Wo genau wird denn gewählt?“ gar nicht so einfach zu beantworten. Ein wenig mehr in Pankow und sonst so ein bisschen hier und da, je nachdem, wie schlecht die Logistik in den jeweiligen Wahllokalen halt lief.
Davon können ein paar Direktmandate abhängen, was für die jeweiligen Menschen natürlich bedeutsam ist, relevante Sitzverteilungen oder gar Mehrheiten werden nicht berührt. Die guten Menschen bei wahlrecht.de haben das in aller Ausführlichkeit analysiert – und auch überzeugend dargestellt, weswegen diese spezielle Form der Wiederholungswahl wenig sinnvoll scheint. Wer die Auszählungen live verfolgen möchte, kann das unter anderem beim Projekt Wiederholungswahl 2024 von Nicolas Scharioth tun – mit dem guten Mann habe ich in der Vergangenheit für wahlkreise.info zusammengearbeitet.
Offenlegung: Ich bin seit 2009 Mitglied von Bündnis 90/Die Grünen und war vorher von c. 2002 Mitglied der FDP. Ich trete bei der Wahl nicht als Kandidat an.