Seit ungefähr einem halben Jahr ackere ich mich durch den Brückenkurs für einen LLM (ein „Master of Laws“ in Latein-Nomenklatur) an der Euro-FH, in gut dreißig Stunden steht die letzte Prüfungsleistung an. In den letzten Monaten habe ich mich durch Wirtschaftsprivat- und -strafrecht, Unternehmensrecht sowie Öffentliches/EU-Recht gepflügt. Warum ich das mache und warum gerade an der Euro-FH, kommt an anderer Stelle.
Die großen Erkenntnisse meines letzten Beitrages haben sich weiter bestätigt: Das Durchkämmen der Hefte ist, auch wenn einige von wirklich prominenten Fachkräften wie einem ehemaligen Richter am Bundesarbeitsgericht geschrieben wurde, eine reichlich trockene Angelegenheit. Auch wenn das 100-Seiten-Heft-Format mit On-Demand-Druck sich formal gut für häufigere Aktualisierungen eignet, sind einzelne Broschüren doch schon vier, fünf Jahre alt. Bei einigen der Beispiele atmet zudem durchaus Neunziger-Muff und Altherrenwitzigkeit durch. Und die komplette Selbsteinteilung der Kurse erfordert da wirklich mehr Selbstdisziplin als andere Formate, wenngleich die Euro-FH ein Tool für die Planung bereitstellt und dieses System in den Foren vielfach wegen seiner Flexibilität gelobt wird.
Inzwischen habe ich auch „richtige“ Prüfungsleistungen abgelegt. Denn die kleinen Einsendeaufgaben am Endes jedes Büchleins sind optional (aber natürlich empfohlen).
Hausarbeit: Ein ungewohntes Problem
Es wird exakt niemanden überraschen, der schon einmal etwas von mir gelesen hat: Normalerweise ist das Erreichen einer Mindestwörterzahl in jedwedem Text für mich keine Herausforderung und ich bin eher damit beschäftigt, eifrig einzukürzen. Bei der Hausarbeit im Europarechts-Kurs dagegen war ich kurz davor, jeden zweiten Satz mit „interessanterweise“ zu beginnen, um die Marke zu erreichen. Die Aufgabe war eine typische Prüfung eines Rechtsfalles, aber ich empfand sie als nicht besonders komplex gelagert, sondern den Einen-Nachmittag-und-fertig-Einsendeaufgaben ähnlich, so dass das Erreichen einer halbwegs ansehnlichen Bibliografie und Wortzahl eben Kreativität erforderte.
Besondere Fallstricke zu Formatierungen, Zitierweisen oder anderen formalen Anforderungen traten nicht auf. Die einzige Überraschung: Das „Zusenden“ der konkreten Aufgabenstellung ist ein manueller Prozess, und ich hatte ihn in der Nacht zum letzten Vorweihnachtswerktag angestoßen (ging aber doch gut aus).
Im Ergebnis habe ich gut (fast sehr gut, hier bitte leichtes Grummeln denken) bestanden, also nehmen wir den Gewinn mit. Sehr schön: Die Korrektur erfolgt innerhalb weniger Tage.
Klausur: Zwei Stunden Schreibspaß, vier Wochen Warten
Im Verhältnis zu den Einsendeaufgaben, die teilweise wenn nicht exotisches, so doch leicht unbekanntes Material oder in der Form noch nicht bekannte Gesetz-Abschnitte angefordert haben, war die Klausur im Bereich Unternehmensrecht angenehm abgegrenzt und machbar. Papier wird gestellt, Ausweis muss natürlich vorgezeigt werden, dann ticken 120 Minuten zum Bearbeiten.
Aufgrund von (hier bitte ein Seufzen denken) Umständen hatte ich nicht soviel Zeit zum Vorbereiten der Klausur wie erhofft, mit meinem glatt guten Resultat bin ich also sehr zufrieden. Etwas grummelig stimmt dagegen die Bearbeitungszeit: Vier Wochen gibt die Euro-FH an, und es fehlten in meinem Fall auch nur zwei Tage daran. Das ist deswegen kritisch, weil es zum Schreiben und damit und zum möglicherweise erforderlichen Nachschreiben der Klausur lediglich einen Termin im Monat gibt und die Anmeldung auch nur bis etwa eine Woche vorher möglich ist. Wer also spät von einem „Nicht bestanden“-Ergebnis erfährt – zwei Wiederholungen sind erlaubt -, hat also unangenehme Logistik und Zeitverlust vor sich. (Selbstverständlich verstehe ich, dass Klausurenkorrektur sicherlich keine Wonne für den Lehrkörper darstellt.)
Fazit
Insgesamt bin ich dem Studium durchaus zufrieden, einige der Betreuungspersonen für die Einsendeaufgaben erlauben zumindest den Ansatz einer persönlichen Bindung. Es sollte aber aus meinen Schilderungen klar werden, dass das Studium nichts für jene ist, die ungern lesen und planen. Die Betreuung sowohl akademisch als auch administrativ nehme ich als durchweg freundlich und zügig wahr.