Die Angst über die zu niedrige Wertung. (Und ein Test zu Gerda – A Flame in Winter)

Spieltrieb

Seit meinem offiziell ersten Test bei PC Games ist es etwa jedes zweite Mal die große Frage: War der Test zu kritisch, die Wertung zu niedrig? Eine 86 für Anno 1701, das doch eigentlich die Ursprungsformel perfektionierte? Eine 85 für Tiberium Wars, ein würdiger Abschluss der klassischen Echtzeitstrategie (mit zwei kritischen Bugs in der Testversion)? Eine 7 vorne für das ach-so-charmante A Vampyre Story? Gar ein „Sechziger“ fürs dritte Empire Earth?

Tatsächlich habe ich eine vermeintlich überkritische Beurteilung fast nie bereut. Auch wenn das Wertungsgefüge dadurch eine paradoxe Situationen hervorgebracht hat, in der klar bessere Nachfolger mit schlechteren Noten dastehen: Mit etwas Abstand zeigen sich Defizite meist noch deutlicher. Das etwas schwache Endgame und die mühseligen Landkämpfe im dritten Anno, die unwuchtige Kampagne im dritten Tiberiumkonflikt.

Der einzige Titel, der mit 79 Punkten etwas zu viele Rüffel ertragen hat: Alarmstufe Rot 3, zu dem es kürzlich ein wunderbares Gruppeninterview gegeben hat. Ist bei weitem nicht so lustig, wie es glaubt, das veränderte Rohstoffsystem nervt, aber grundsätzlich ein spaßiges System mit drei Parteien, vielen Sekundärfunktionen und Wassereinheiten, die alle für Abwechslung sorgen. Und es gibt hierzu a) einen immer noch sensationell absurden Remix-Trailer und b) kürzlich ein großartiges Gruppen-Interview mit zahlreichen Beteiligten, das weite Kreise von Tim-Curry-Videoschnipseln bis hin zur Weltraumkommerzialisierung zieht.

Gerda – A Flame in Winter

Screenshot aus "Gerda - A Flame in Winter"
Entscheidungsfreiheit, Zeitdruck, persönliche Verhältnisse – Gerda bringt eine Reihe interessanter Systeme mit sich, verhakelt sich aber letztlich insbesondere am Szenario

Auch bei meinem jüngsten Test drüben bei GamersGlobal zum… Adventure? Gerda – Flame in Winter habe ich da vorher lange gegrübelt. Für ein Spiel mit löblichem Vorsatz und vielen funktionalen Elementen ist die Zahl am Ende schon überraschend klein geworden. In den Tagen zwischen Abgabe und Veröffentlichung haderte ich oft. Doch auch hier fühle ich mich nach der Veröffentlichung bestätigt, der Titel hätte deutlich besser sein können. Mit einigen wenigen Design-Änderungen wäre das Spiel um die deutsch-dänische Krankenschwester im Zweiten Weltkrieg keine arg bedingte Empfehlung für Genre-Fans geworden.

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