Kleiner als die Summe seiner Teile: Review zum Film „Die Känguru-Verschwörung“

Medienwelt

Vor über zehn Jahren erzählte mir erstmals eine Kollegin von den Abenteuern des Kängurus, weitergereicht in handlichster Nacherzählform. Seither habe ich die (Audio-)Bücher durch und war auch zweimal bei einem Lesebühnen-Auftritt von Autor Marc-Uwe Kling. Kurzum: Ich finde die Geschichten gut und auch das „größere Ganze“, was sich in den späteren Büchern entwickelt, eine sinnvolle Weiterentwicklung.

Zu den zahlreichen running Gags der Serie gehört es, dass Marc-Uwes alter ego dort die Bezeichnung Kleinkünstler hasst, gleichzeitig aber natürlich ständig damit aufgezogen wird. Umso ironischer ist es, dass der zweite Kino-Film zum Känguru, in dem er für Drehbuch und Regie verantwortlich war, ihn damit über die komplette Spielzeit ärgert: Die Känguru-Verschwörung wäre großartig als lose verbundene Sketch-Reihe wie Portlandia oder auch gut als Mini-Serie mit 20-Minuten-Episoden, eben als Fernseh-Kleinkunst. Als Film ist das Ergebnis trotz einer hohen Humor-Quote schlechter als die Summe seiner Teile. Das sage ich nicht nur als jemand, der Autor und Gesamtwerk grundsätzlich sehr wohlwollend gegenübersteht, sondern auch als die Person, die in der Pressevorführung mit am meisten lachte. Wer mit dem Humor aus Büchern oder Comics ohnehin nichts anfangen kann, wird hier keinen Grund finden, die Meinung zu ändern.

Die Handlung scheint dabei auf den ersten Blick dankbar: Marc-Uwe (wieder gespielt von Dimitrij Schaad) und das Känguru (gesprochen von Marc-Uwe selbst) drohen, ihre Wohnung zu verlieren, wenn es ihnen nicht gelingt, die Mutter von Nachbarin Maria (Rosalie Thomass) tief aus dem Sumpf der Verschwörungstheorien zu ziehen. Dafür müssen sie letztlich auf eine Konferenz in, genau, Bielefeld.

Keine Verschwörung ohne Aluhüte. Bild: Copyright X-Verleih, 2022

Das ist ein niedliches Setup und gibt plausibel jede Menge Raum für die typischen Känguru-Beobachtungen, für absurde Szenerien und komische Dialoge. Warum also kamen mir die gut anderthalb Stunden doch ein ganzes Stück länger vor?

Weil der Film als Verbindungsmaterial zwischen seine guten Gags auch jede Menge Streck-, Verbund- und Füllmaterial baut, insbesondere wenig erquickliche Road-Movie-Passagen. Weil viele der Gags im Film etwas mehr Zeit zum Einwirken brauchen, die aber dem Tempo und mittleren Entertainment-Niveau wenig dienlich ist. Weil einige für einen Gag eingeführte Personen dann auch irgendwie wieder untergebracht werden müssen, auch wenn sie weder für Geschichte noch für den Humor-Gehalt wirklich dienlich sind.

So entsteht eine bizarre Gesamtsituation: Obwohl ein Großteil der Szenen das einzig entscheidende Prädikat – witzig! – durchaus verdienen, ist der Film als Gesamtwerk leer. In deutlich kürzerer Länge oder eben als anderes Medium wäre den schauspielerischen Leistungen sowie der tollen Animation ein gerechterer Tribut geschaffen worden.

Die Känguru-Verschwörung“ läuft ab heute im Kino. X-Verleih, FSK 6.

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