Klügere Fahrscheine: der „In-Out-Test“ der BVG

BerlinFortbewegung

Update 26.3.2023: Der „Pilot“ der App wird zum 30. März dieses Jahres beendet. Ob und in welcher Form das Projekt wiederkommt, werde dann auf der Webseite kommuniziert.

Update 17.4.2022: Bei u.g. App handelt es nicht um die offizielle BVG-Ticket-App, sondern um eine „geheime“ Anwendung der BVG, für deren Zugang es eine Einladung/einen Code braucht.

Vor knapp vier Monaten kündigte die BVG das Flexi-Ticket an (Update Februar 2023: demnächst eingestellt), angepriesen als die Lösung auf die gewandelten Mobilitätsgewohnheiten. Das Ergebnis all dieser Überlegungen war… eine Sammelkarte für Tageskarten, noch dazu mit begrenzter Gültigkeit. Sicherlich nicht grundsätzlich verkehrt, aber weit entfernt von einer Lösung für meine Tarifprobleme im Alltag.

Ich arbeite überwiegend von zu Hause aus, ab und rödel ich aber doch ins Büro (bei schönem Wetter und etwas mehr Zeit auch laufbar), ab und an muss ich auch mal spontan ins Keramik-Studio, wenn zum Beispiel ein Lieferant doch wieder Material an die falsche Anschrift geschickt hat oder oder. Tierärztin, Bürgeramt. Und irgendwann werden auch wieder die Kino- und Restaurantbesuche der Vor-Corona-Zeit dazukommen.

Das stellt mich regelmäßig vor ordentliche Abwägungen: präventiv eine Tageskarte kaufen, weil garantiert schon zwei Trips nötig sind und ein dritter… bestimmt auch? Ähnlich wie für die Supermarktkasse gilt auch hier, dass ich mich meistens falsch entscheide und das natürlich zu spät merke.

Der „In-Out-Test“ der BVG soll genau dieses Problem lösen und dafür sorgen, nie mehr zu viel für die Tickets zu zahlen und auch keine Synapsenenergie mehr in Tarif-Tomb-Raider zu stecken. Das Konzept: jede Fahrt wird eingecheckt und ohne jedes-Mal-Ticket-kaufen automatisch verbucht, aber mit sinnstiftenden Konvertierungen:

  • Die dritte Einzelfahrt innerhalb eines 24-Stunden-Zeitraumes wird keine 3€ mehr kosten, sondern nur noch 2,80€ – denn damit ist das Limit einer Tageskarte erreicht
  • Innerhalb eines (gleitenden?) Monatszeitraums kann nicht mehr ausgegeben werden als ein Monatsticket kostet (86€).

Das ist soweit solide, aber natürlich ausbaufähig. Noch nicht unterstützt werden Sammelkarten – die machen Einzelfahrscheine wesentlich günstiger -, der Tarifbereich C oder komplexere Zusammenbauten wie eine Verbindung mit dem 10-Uhr-Ticket. Kurzstrecken dagegen werden bereits nach Bedarf gebucht.

Im Praxistest

Durch eine Werbeschaltung Instagram konnte ich mir für den Test dieser neuen Lösung bewerben und konnte die App jetzt seit einigen Wochen ausprobieren. Bis jetzt hatte ich nur einen Fall, wo die App ihre tollen Features wirklich ausspielen konnte, aber dennoch sind meine Erfahrungen bis jetzt für den Anfang gut.

Nach der üblichen Registrierung und Paypal-Anbindung funktioniert der Kernablauf der (deutschen oder englischen) App sehr einfach: einchecken, am Ende des Trips wieder auschecken – oder von der App selber gefragt werden, ob die Reise schon beendet ist -, die Abrechnung bekommen, sich ggf. über die reduzierte Rechnung für in diesem Fall die dritte Fahrt innerhalb von 24 Stunden freuen.

Update 15.4.2022: Inzwischen hatte ich bei einer App-Nutzung mal eine fehlerhafte Verbindung. Diese war zwar preislich ohne Nachteil, aber geographisch besorgniserregend daneben.

Für die optimale Funktion braucht die App Orts- und Bewegungsdaten, Debatten zu Bewegungsprofilen sind erwartbar. Übrigens: vor fast 20 Jahren hatte die BVG bereits Überlegungen, jede einzelne Fahrt abzurechnen, allerdings ohne ein eingebautes Deckeln der Gesamtkosten! Update 15.4.2022: Die Idee entfernungsabhängiger Tickets für jede Verbindung wurde von der BVG jetzt wieder hervorgebracht.

Fazit: Ein vielversprechender Anfang

Zeitlich kommt der Test denkbar ungünstig, weil die von der Bundesregierung geplante 9€-Monatskarte natürlich sämtliche wirtschaftlichen Betrachtungen stark vereinfacht. Die App muss noch rasch smarter werden, aber dann kann ich mir gut vorstellen, dass sie für einen Großteil der Leute ein gutes „Einchecken und Vergessen“-Produkt wird.

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