Das Jahr 2002. Der Euro wird als physische Währung eingeführt. Gerhard Schröder gelingt die Last-Minute-Wiederwahl. Bei den Senatswahlen zur Mitte von George W. Bushs erster Amtszeit im Schatten von 9/11 gewinnen die Republikaner zwei Sitze hinzu.
Auf einem Schulhof in Berlin-Friedrichshain werden Gummibärchen verteilt. Clipart-beschmückte Plakate säumen die Flure. Sieben Parteien stellen sich zur Wahl des Schulparlaments, das Volk: die knapp 500 Schüler*innen des Heinrich-Hertz-Gymnasiums. Unter den Forderungen sind alltagsrelevante Entscheidungen zu Hofpausen und -toren, Investitionen für den Aufenthaltsraum oder Tischtennisplatten. Und neben einer Reihe possierlicher Gruppen mit ausschließlichem Schulbezug auch die L.D.P.1, die Koalitionen im Parlament fordert und einen Brief an die US-Botschaft schicken möchte, um Unterstützung für den Afghanistan-Einsatz zu signalisieren.
Worum geht es hier?
Die „Demokratieoffensive“ am Heinrich-Hertz-Gymnasium (meine Oberschule) war ein mehrjähriges Projekt, ein Parlament mit „Haushaltsrecht“ zu simulieren, mit insgesamt drei einjährigen „Legislaturperioden“. Für besagten Haushalt gab es Fördergelder u.a. der Berliner SPD. Ich habe darüber 2005 an der Humboldt-Universität eine Hausarbeit im Seminar „Politische Kommunikation“ geschrieben – dieser Artikel ist die stark überarbeitete Fassung der damaligen Erkenntnisse. Da nahezu sämtliche Beteiligte Minderjährige waren, sind ihre Namen für diesen Beitrag geändert.
Kurz zu den Rahmenbedingungen bezüglich Politik und Kommunikation hierbei:
- Die „Medienlandschaft“ des Gymnasiums besteht aus einer formal vierteljährlich erscheinenden Schülerzeitung und jeder Menge Wandzetteln2 Entsprechend wichtig sind in der, Achtung Fachbegriff, Agora-Öffentlichkeit also etwa Ansprachen auf dem Schulhof oder Flyer.
- Das Schulparlament ist selbstredend keine wirkliche Legislative und nein, jetzt kommt kein Schaubild. Primär war das Parlament dazu ins Leben gerufen, das Projektbudget auszugeben3. Parallel existierte weiterhin die klassische Schülervertretung mit den Klassen- und Jahrgangssprecher*innen sowie, natürlich, die eigentliche Schulleitung und -ordnung, die ehrgeizige Pläne zum Beispiel zu Hofpausenregelungen durchkreuzen konnte.
- Viele der klassischen demographischen Kategorisierungen entfallen hier ganz oder teilweise, dafür ist etwa der jahrgangsweise Bezug zum jeweiligen Parteipersonal deutlich stärker.
- Es ist viel leichter eine Partei zu gründen, oder auch das Interesse an ihr zu verlieren, als in üblichen Szenarien. Gravierende jährliche Schwankungen sind also vorhersehbar.
Unter diesen Vorzeichen fanden für vier Jahre jährlich Wahlen statt. Da lässt sich die Frage stellen, was erreicht wurde, was kommuniziert wurde, und wie an den Urnen (ja, echte, vom Bezirksamt gestellte!) darauf reagiert wurde.
Die Antwort bestätigt den Pessimismus als gängige Politik-Lesart der letzten Jahre ebenso wie die Interpretation, das Politik das Bohren dicker Bretter ist und dass aktive Kommunikation des Bohrvorgangs entscheidend ist.
Die erste Legislatur: Ein Handlungs- und Kommunikationsvakuum
OSFOS4, POT5 und PUNK6 heißen die stärksten Parteien nach der ersten Wahl im Jahr 2002. Sie entstammen überwiegend den üblichen Schulhof-Trauben jahrgangsgetrennter Teenager.
Im Gegensatz zu den späteren Wahlkämpfen war die von der Politik-AG organisierte und betreute Kampagne 2002 eine von nahezu allen Beteiligten mit viel Optimismus und Energie durchgeführte Veranstaltung – mit öffentlichen Diskussionen und Veranstaltungen. In dieser Agora-Öffentlichkeit kommt etwa die – deutliches Hust-Geräusch denken – kontroverse Figur Baums und der L.D.P. stark zum Tragen, was sich auch im Feedback zur Wahl niederschlug.
Nichts, rein gar nichts. Außer Hass auf Matthias Baum.
Anonyme Antwort „Was hat dir die Demokratieoffensive gebracht“ zur Wahl.
Doch der Reihe nach. In das erste Parlament zog als stärkste Kraft die PUNK ein7, deren Enthusiasmus aber spürbar nachließ und die sich zum Schluss gar nicht mehr an den Sitzungen des Parlaments beteiligte, geschweige denn zur Wiederwahl stellte. Die weiteren Parteien bemühten sich weidlich, Vorschläge umzusetzen, sahen allerdings oft besagte dicke Bretter in Form von Regularien zum Aufstellen von Tischtennisplatten und Automaten oder Öffnen von Toren. Hinzu kam eine quälende Eröffnungssitzung, dominiert von einer Diskussion über Bildungspolitik mit einem auswärtigen Gast sowie Geschäftsordnungsrangeleien.
Wer sich schon einmal in jeder beliebigen Ebene der Politik beschäftigt oder auch nur zehn Minuten Phoenix zu einem Parteitag angesehen hat, ist hiervon sicherlich wenig überrascht. Allein, der Euphorie für das Projekt tat dies erheblichen Abbruch.
Und schließlich war da noch Matthias Baum und die „L.D.P. aktuell“.
Die L.D.P. wurde vierstärkste Kraft und sah sich fortan als Opposition. Als einzige Partei veröffentlichte sie regelmäßig ihre aktuelle Position in einem frei verteilten Papier, eine Art Schwarzer Kanal in Schülerzeitungsform. Die Formulierungen: bissig bis gehässig, die Darstellungen: grob verzerrt, aber selten vollkommen unwahr8. Das Resultat: Kopfschütteln im Parlament und im Lehrerzimmer, hitzige Diskussionen und Anfeindungen in den Sitzungen (die wieder Stoff für die nächste „L.D.P. aktuell“ lieferten) – aber keine öffentlich wahrnehmbare Gegenreaktion.
Die schon letztes Mal angesprochene Tagesordnungsdiskussion wuchert und grassiert. Das Parlament wird zum Karnevalsumzug, etwas Sinnvolles kommt nicht raus. [Ein Protokollant] wird gewählt, KTP prangert die Tische an, PUNK erklärt auf Anfrage, ihre Projekte nicht umsetzen zu wollen, erst mal wolle man überhaupt fragen, wer Bärenmenü nicht mehr wolle. Hey Leute, seid ihr nicht dafür gewählt worden? Zuschauer quatschen rein, obwohl dies nach der tollen Geschäftsordnung, die unser Parlamentspräsident so super findet, nicht erlaubt ist.
Aus „L.D.P. aktuell“ Nr. 4
Keine andere Partei bringt eine eigene Publikation heraus, lediglich in der Schülerzeitung HertzSchlag erscheint über die Jahre verteilt eine Art Gegendarstellung. Für die natürlich vorher die Zeitung gekauft werden und dann auch noch der Artikel selbst gefunden und gelesen werden muss, während Matthias Baums Ausführungen frei durch die Flure flattern9.
Kommunikationsrendite: die zweite Wahl
Zu Beginn des Schuljahres 2003/2004 folgte die zweite Wahl; in der politischen Öffentlichkeit aber unter deutlich anderen Voraussetzungen:
- die „L.D.P. Aktuell“ war die einzige regelmäßige Publikation
- Resultate des Parlaments waren nur mit erheblicher Mühe sichtbar, weil etwa eine weitere Tischtennisplatte, andere Schulpausenzeiten oder Unterrichtsfächer länger dauerten, andere Absprachen benötigten oder gar nicht machbar waren
- der Wahlkampf insgesamt fand deutlich distanzierter statt ohne die „Demokratiefest“-Atmosphäre der vergangenen Jahre; die rein schriftliche Kommunikation der Parteien wurde folglich wichtiger 10
Und so geschah es: die L.D.P. wurde zweitstärkste Kraft mit der dreifachen Mandatszahl. Alle anderen größeren Parteien, die erneut antraten, konnten aufgrund des Ausscheidens der PUNK zwar ebenfalls Anteile gewinnen, ihre Sitzanzahl jedoch nicht ausbauen. Es schien also deutlich: Die negative campaigning-Strategie der L.D.P. war aufgegangen und sollte sich nun fortsetzen.
L.D.P.-Faktoren: Jungen und junge
Zusammen mit der Stimmabgabe wurden am Wahltag auch freiwillige statistische Erhebungen durchgeführt, ähnlich wie die Forsa-Menschen, die manchmal draußen vorm Wahllokal auf Beteiligung hoffen11. Und hierbei12 kam eine enorme Diskrepanz in der Zustimmung zum Vorschein:
Die L.D.P. und ihr rein männliches Personal13 schnitt unter Mädchen viel schlechter ab als unter Jungen14, mit weniger als zehn Prozent Zustimmung.
Die L.D.P. hatte in den Siebten Klassen15 eine Zustimmung von sage und schreibe fünfzig Prozent – in den Dreizehnten hingegen keine einzige Stimme erhalten. Auch jenseits aller Jahrgangsclicquen ein außerordentlich bemerkenswertes Ergebnis.
Unter den Hertzis, die bereits in der Vergangenheit gewählt hatten, kam die L.D.P. auf gut elf Prozent – eine leichte Verbesserung ihres 2002er-Ergebnisses. Also war die L.D.P.-Polemik für alle, die sich bereits in den vergangenen Wahlkämpfen ein Bild gemacht hatten, weder zusätzliche Abschreckung noch Motivation, ihre Meinung zu ändern.
Und jetzt kommt zwangsläufig der Punkt, wo die Analogie notfalls etwas ruppig unter der Kommode hervorgeholt wird wie eine sich dem Impftermin verweigende Katze. Was für Parallelen respektive Schlussfolgerungen lassen sich hieraus für die Welt jenseits der Schulgebäude ziehen?
Der „Gender Gap„, wie die starke Diskrepanz der Zustimmung zu einer Partei/Person zwischen Frauen und Männern genannt wird, ist dort nicht unbekannt. Hillary Rodham Clinton lag bei Frauen zwölf Punkten vor Donald Trump, bei den Männern war es genau umgekehrt16. Dieser Unterschied war 2016 auch noch einmal höher als bei den vorherigen Wahlen, es ließe sich also durchaus ein perspektivischer Populismus-Bonus argumentieren. In Deutschland gilt das ebenfalls – die AfD erhält notorisch von Männern erheblich breitere Zustimmung als von Frauen.
Der erhobene Zeigefinger mahnt, die Parallele hier nicht überzubewerten – das geht los mit den geringen Fallzahlen und folglich erheblichen Schwankungen in den relativen Zustimmungen und mündet darin, dass sich in der Politik Methode und Inhalt natürlich nicht sauber trennen lassen. Männer wählen nahezu grundsätzlich eher rechte Parteien – unter Trump wuchs die Diskrepanz nur weiter. Fürderhin scheint es für ein Schulparlament bemüht, politische Richtungen zu benennen. Ist ein Schulkiosk jetzt eher progressiv, eine Tischtennisplatte konservativ, ein neuer Essensanbieter liberal? Wohl kaum. Andererseits betrat die L.D.P. mit Forderungen wie einem Unterstützungsbrief an die US-Botschaft durchaus den Raum der Echtweltpolitik; der persönliche Auftritt Baums suggerierte ebenfalls Nähe zu den US-Republikanern, und zumindest in der ersten Wahl hatte die PUNK sich auch als „linke“ Partei bezeichnet.
Wie kommt es zu der enormen Diskrepanz zwischen Klassenstufe Sieben und allen anderen?
- Eine programmatische Zustimmung je nach Klasse ergibt als Grund nicht zwingend Sinn: im Gegensatz zu anderen Parteien hatte die L.D.P. keine jahrgangsspezfischen Forderungen zu Pausen- oder Unterrichtsgestaltungen, bestenfalls das „Ausschütten der Parteikasse“ mag in einem „alles so neu hier“-Jahrgang eher Zustimmung finden.
- Aber: Alle anderen Jahrgänge kannten Baum und die L.D.P. vom vorherigen Jahr und vom vorherigen Wahlkampf. Das eingangs erwähnte Zitat legt nahe, dass er sich wenig Freunde gemacht hatte. Die siebte Klasse hingegen hatte als Informationsmodell neben der Wahlkampfzeitung ausschließlich die Publikation der L.D.P. – im Prinzip eine Art ehrlicher vermarktetes Fox News mit entsprechenden Auswirkungen.
Erstes TL;DR
Mit wirklich unübersehbaren Rundungszeichen und einem Koffer voller relativierenden Adverbien bietet sich als Zwischenfolgerung an: Ein populistischer Kommunikationsstil kommt bei Jungen besser an als bei Mädchen. Er kann vorhandene starke Antipathien nicht abbauen17, aber in einer Medienlandschaft ohne Gegenrede und pluralistische Meinungen Fans finden.
Die zweite Legislaturperiode
Die persönlichen Antipathien setzten sich auch 2003 fort. So beschuldigte die L.D.P. etwa die Politik-AG, die Erstattung der Wahlkampfkosten nicht neutral zu handhaben; Baum verschaffte sich Zugang zu den verschlossenen Abrechnungsunterlagen, sein jüngerer Bruder verschickte ein Video eines Auto-Unfalls mit dem Wunsch, das Passantenschicksal möge den Schatzmeister der Politik-AG treffen. Der die Demokratieoffensive betreuende Lehrer führte ein moderierendes kleines Gespräch unter den Beteiligten herbei und äußerte sein Unverständnis über die fortwährende L.D.P.-Polemik18.
Öffentlich sichtbare Parlamentsarbeit war weiterhin rar gesät. Große Projekte wie ein konkurrierend von L.D.P. und OSFOS gewünschter Getränkeautomat scheiterten letztlich an der Schulkonferenz. Kleinere Ausgaben wie Unterstützung für Diskussionsrunden der POT, Bilderrahmen für den Kunstbereich oder ein paar neue Hardware-Teile für den Computerraum kamen den jweiligen speziellen Zielgruppen zugute.
Zur Wahl des dritten Schulparlaments wiederholten sich also zentrale Narrative des vergangenen Jahres:
- Ein einziger öffentlicher Artikel in der Schülerzeitung stand den Publikationen der L.D.P. gegenüber und hatte zudem das Problem, dass die tatsächlichen Verhältnisse weitaus weniger einfach darzustellen waren als die polemische Fassung
- die anscheinend wenig fruchtbare Parlamentsarbeit war ein gutes Argument für die einst belächelte Forderung der L.D.P. nach einer „richtigen“ Regierung und Opposition
- die übrigen Parteien versuchten entweder einen Generationen-Wechsel (OSFOS), oder waren anscheinend mit ihrer eher in sich gekehrten Kommunikation scheinbar sehr zufrieden – so beschrieb die POT in der Wahlzeitung: „Auch wenn ihr vielleicht im letzten halben Jahr nicht allzuviel von uns gehört haben solltet – nichts verrottet restlos.“
Früchte des Zorns ernten: Die dritte Wahl
Und so geschah es es: die L.D.P. wurde stärkste Kraft. Wenn auch nur knapp und ohne Sitzgewinne gegenüber dem Vorjahr.
Wie so oft bei Analysen gibt es jetzt ein paar „Bitte bedenken Sie“-Hinweisschilder. Zum einen zwei neue Parteien, die alle Langzeitentwicklungen verkomplizieren! Die PEP – Profilerhaltungspartei – hatte ein schlagkräftiges Thema gefunden und beinahe die meisten Stimmen erhalten; die Partei ohne Namen (PON) war dagegen eher ein Versuch, mit kaum durchsetzbaren Klassikern wie die dem Wechsel des Essensanbieters zu punkten. Zum anderen die offensichtlich nicht geglückten Generationenwechsel bei der OSFOS, deren Abgeordnete nun eher Universitäts- als Schulflure säumten.
Die Stärken der L.D.P.
Auch für dieses Jahr liegen freiwillige statistische Erhebungen für die Zustimmung je nach Klassenstufe vor (nicht aber nach Geschlecht). Und hier ergibt sich eine bemerkenswerte Entwicklung:
Die L.D.P. kann zwei von fünf Stimmen aus den siebten Klassen erhalten. Sie bleibt im Jahrgang darüber stärkste Kraft, allerdings deutlich unter dem Niveau des Vorjahres. Und wenn lediglich 9. Klasse und aufwärts betrachtet werden – also alle Wähler*innen, die seit Beginn der Demokratieoffensive dabei sind -, ist sie zwar nur noch viertstärkste Kraft, hat aber immer noch einen stetigen Zuwachs gegenüber den Ergebnissen des Vorjahres (12,8% gegenüber 11,4% und eingangs 7,9%).
Baums polarisierende Erscheinung und die von ihm und der L.D.P. im Akkord ausgegebenen Polemik haben einen ordentlichen Teil der initialen Zustimmung unter den ehemaligen siebten Klassen abgetragen. Vom Niveau der Leute, die sich noch an den Agora-Wahlkampf 2002 erinnerten, blieb es weiter entfernt. Im „Erstwählercheck“ hingegen ging die Kommunikationsstrategie perfekt auf und in der Summe reichte es knapp für den ersten Platz auf dem Podest.
TL;DR (2): Kommt halt drauf an
War der Stil der L.D.P. letztlich erfolgreich? Unter Berücksichtigung aller Entwicklungen, Parteineugründungen und -verabschiedungen würde ich das bedingt bejahen.
Das regelmäßige Polemisieren in der L.D.P. aktuell hat zwar nicht für fulminantes Wachstum unter Menschen geführt, welche Partei und Personal schon kannten, aber womöglich stabilisiert. Die POT etwa war durchaus aktiv, nur wussten das außerhalb ihres Dunstkreises niemand.
Der weitaus größere Hebel war jedoch der faktische Wegfall der Agora-Öffentlichkeit und die Möglichkeit, die jüngsten Jahrgänge jenseits der von Politik-AG herausgegeben Sammelzeitung zu erreichen. Hieraus holte sich die L.D.P. ihren Zuwachs.19
Wie ging es weiter mit der Demokratieoffensive?
Die begrenzten Möglichkeiten eines Schulparlaments spürte dann auch die tatsächlich gebildete (Minderheits-)“Regierung“ von L.D.P. und OHP etwa beim Versuch, den Getränkeautomaten nun doch bitte endlich Realität werden zu lassen. Zahlreiche kleinere Projekte und Ausgaben werden getätigt, Räume bekommen Namen, der Konflikt zwischen der L.D.P. und der Politik-AG bleibt bestehen und erneut hätte eine Boulevardzeitung „Eklat im Parlament“ titeln können, als ein Antrag auf Auflösung des Parlaments erst heftig diskutiert und dann vertagt wurde. Auch ein hypothetisches L.D.P.-Aktuell-Pendant einer anderen Partei – das es natürlich wieder nicht gab – hätte seine Freude gehabt.
Zu einer Bewertung dieser Prozesse an der Urne kommt es aber nicht. Die vierte Wahl findet ohne die L.D.P. statt, weil sich Baum auf sein Abitur konzentrieren möchte. Daher bespreche ich das neue Parteienökosystem und Ergebnis hier nicht weiter.
Fazit: Gutes Tun und Drüber Reden
Nachdem sich unsere Expedition mit der Machete durch alle „leider nur dieses eine Mal erhoben“- und „Hälfte der Parteien neu gegründet“-Lianen gekämpft hat, lassen sich trotzdem mit ordentlichem Selbstbewusstsein einige Thesen aufstellen:
- ein aggressiver, polarisierender Stil verleidet das Ansehen bei Mädchen eher als bei Jungen
- ausbleibende Kommunikation ist ein sicherer Weg, Zustimmung einzubüßen
- unter sehr jungen Wählern kommt ein rabiater Stil besser an
- kein politischer Rahmen ist so klein, dass sich die Sitzungen nicht mit zwei Dritteln Geschäftsordnungsdebatten füllen lassen
Was sich leider kaum ablesen lässt: inwieweit der Kommunikationsstil insgesamt die Zustimmung beeinflusste. Dazu fehlt wenigstens ein einziges Gegenbeispiel einer anderen Partei, die auch mal Word und den Drucker anschmeißen.
- Liberale Demokratische Partei
- Das Schulfernsehen entsteht nur zur Projektwoche, das Schulradio ist seit Jahren eingeschlafen. (Letzteres wollte die PUNK ändern, tat aber nichts dafür.)
- Allein deswegen schien es bestenfalls bemüht, von Regierungen, Koalitionen und Opposition zu sprechen.
- Offene Schulen für Offene Schüler
- Partei für Offenheit und Toleranz
- „Das steht für nichts“
- Daten wie immer auf meinem OneDrive
- Ein Beispiel: Einnahmen einer Schülerfeier beliefen sich zu einem Zeitpunkt auf sechs (ja, die Zahl nach fünf) Euro, ein Zwei-Euro-Stück wechselte kurzzeitig den Besitzer, daraus wird eine wilde Schwarze-Koffer-Geschichte mit einem „Drittel der Einnahmen“.
- Alliterationspolizei ist unterwegs
- Die Politik-AG hatte einen Chat mit Vertretern der Parteien einberufen, zu dem in bester Enzensberger-Manier zwei Leute auftauchten
- Bei der ersten statistischen Erhebung im Jahr 2002 wurden die Wahlentscheidungen nicht abgefragt.
- 364 der 448 Wählenden erklärten sich zu diesen Zusatzabgaben bereit, damit eine Mehrheit aller Jahrgänge außer der elften und dreizehnten Klasse; insgesamt hat die Erhebung trotzdem noch eine Fehlerspanne von 2%.
- Es lässt sich aus dem Archivmaterial nicht mehr zweifelsfrei klären, ob 100% Jungsanteil lediglich eher selten waren oder ob das ein trauriges Alleinstellungsmerkmal der Partei war. Jedenfalls hatten etwa OSFOS, POT und SFP mehrere Mädchen in ihren Kreisen.
- Jungen machen je nach Jahrgang etwa zwei Drittel bis vier Fünftel aus.
- Inzwischen ist das Gymnasium, grundständig, zum Zeitpunkt dieser Wahl war wie in Berlin üblich die siebte Klasse der jüngste Jahrgang einer Obschule.
- Clinton holte letztlich mehr Stimmen als Trump, dieser gewann jedoch das entscheidende Electoral College
- Auch hier der Vergleich: Trumps Zustimmungsraten bleiben auf einem niedrigen Niveau mit wenig Fluktuation ohne Versuche, die vorhandene Basis auszubauen
- In diesem Jahr war ich für die OSFOS im Schulparlament. Ein Antrag von mir zum Ausschluss Baums aus dem Projekt erreichte nicht die erforderliche Zweidrittelmehrheit.
- 2020-Analogien haben ja immer einen bitteren Beigeschmack, aber hier wäre nicht unangebracht, etwa Trumps Weigerung, an einer zweiten virtuellen Debatte teilzunehmen, aber natürlich weiterhin bei Fox News anzurufen, recht passend.