Was wäre wenn? Weimarer Republik mit Fünfprozenthürde (9): Reichstagswahl 1933

Politik

Im Im März 1933 standen zum letzten Mal mehrere Parteien auf dem Wahlzettel, als demokratisches Umfeld lässt sich der Zeitraum dennoch kaum beschreiben. Die Nationalsozialisten waren bereits an der Macht, Hitler Reichskanzler, Kommunisten infolge einer Notverordnung anlässlich des Reichstagbrandes in den Untergrund gedrängt. Die Geschichte macht nun bekanntermaßen keinen Asterix-artigen Bogen, sondern gibt NSDAP und den deutschnationalen Gruppen eine parlamentarische Mehrheit.

An dieser Stelle noch über Quorensysteme zu diskutieren, ist ein wenig wie die Sorge, ob im Kühlschrank abgelaufene Lebensmittel sein könnten, während das Haus abbrennt. Dennoch verdeutlicht die Betrachtung der Ergebnisse noch ein paar Aspekte der untergehenden Republik:

  • die breite Zustimmung zu antiparlamentarischen Kräften (das Ergebnis der NSDAP war noch besser als das der SPD 1919, insgesamt kamen demokratische Kräfte in großzügiger Auslegung auf knapp 36% der Stimmen),
  • die grundsätzliche Irrelevanz der kleineren Parteien zu diesem Zeitpunkt,
  • die Scharnierfunktion der numerisch stabilen Zentrumspartei, die nach der vorletzten Wahl Göring mit ins Reichstagspräsidentamt gehievt hatte und deren Zustimmung zum Ermächtigungsgesetz essenziell war.

Mehrheiten für das Ermächtigungsgesetz

Der neu gewählte beschränkte sich politisch darauf, sich mit der Zustimmung zum Ermächtigungsgesetz irrelevant zu machen, was zum Zeitpunkt der Wahl bereits klar war. Für dieses Gesetz, dass die Legislative „vorübergehend“ dem Hitler-Kabinett übertrug, war eine Zweidrittelmehrheit erforderlich.

Reichstagswahl März 1933

Ergebnis der Reichstagswahl vom März 1933 inklusive hypothetischer Sitzverteilungen bei verschiedenen Quorenregelungen. Zum Vergrößern klicken.

Da die Mandate der KPD auf Basis der Reichstagsbrandverordnung anuliert waren und der Reichstag somit nur noch über 556 Mandate verfügte, hätten 371 Stimmen hierfür gereicht (NSDAP, die Deutschnationalen und alle Kleinparteien) – tatsächlich stimmten aber zudem auch alle Zentrumsabgeordneten dafür, so dass das Gesetz sogar die Zweidrittelmehrheit inklusive theoretischer KPD-Mandate erhielt (444 von 647). Diese Stimmen sicherte sich die NSDAP mit einer Mischung aus realer Einschüchterung dank anwesender SA und falschen Versprechungen gegenüber den bürgerlichen Parteien.

Die Gnade der späten Geburt verbietet hier ein einfach scheinendes moralisches Urteil, allerdings ist eine analytische Schlussfolgerung statthaft: Bei ihrem Untergang waren politische Fehlentscheidungen, die wirtschaftliche Lage und die eigentlichen Wahlergebnisse die Protagonisten der Weimarer Republik; dem Wahlsystem kommt nicht einmal eine Sprechrolle zu.

Dies war der letzte Beitrag, der sich einer individuellen Wahl widmet, der nächste Artikel wird sich die verfangenen Analysen noch einmal zusammenfassend ansehen.

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