Was wäre wenn? Weimarer Republik mit Fünfprozenthürde (8): Reichstagswahl November 1932

Politik

Die vorletzte Wahl der Zwischenkriegszeit mit mehr als einer Partei auf dem Zettel, die letzte Wahl, die sich auch ohne Sternchentext in Telefonvertragslänge als demokratisch bezeichnen lässt, führt noch einmal allzu deutlich vor, dass ein Quorum auf keiner überschaubaren Liste der drängendsten Probleme der Weimarer Republik auftauchte. Das Ergebnis zeigte zum Einen eine leicht nachlassende Stimmung für die NSDAP, als mögliche Entwicklung sogar eine Zustimmung der regierungstragenden (wenn auch weiter radikalen) Deutschnationalen und beileibe keine Zersplitterung der Parteien.

Kein halbes Jahr später wurde Hitler zum Reichskanzler ernannt – trotz einer geschrumpften Reichstagsfraktion. Spätestens an dieser Stelle wird deutlich, dass systemische wie politische Unfassbarkeiten den Untergang einläuteten. Zunächst ein kurzer Blick auf das Ergebnis:

Reichstagswahl November 1932

Ergebnis der Reichstagswahl vom November 1932 inklusive hypothetischer Sitzverteilungen bei verschiedenen Quorenregelungen. Zum Vergrößern klicken.

Von einer Rückkehr zur Demokratie, zur Großen oder gar zur Weimarer Koalition kann hier natürlich nicht die Rede sein. Die NSDAP ist immer noch mit ordentlichem Abstand stärkste Kraft, zusammen mit Hugenbergs Deutschnationalen bei fast der Hälfte der Mandate.

Dennoch: die Nationalsozialisten hatten Stimmen verloren, waren schwächer als SPD und KPD zusammen. Die Vossische Zeitung sah wie viele Medien den Zenith Hitlers überschritten und titelte „Hitler verliert – Papen will bleiben“ sowie „NSDAP-Abstieg beginnt“. Und da soll es nicht möglich sein, irgendwie so zu blinzeln und zu überlegen, dass drei Monate später kein Nationalsozialist Reichskanzler wird?

Offensichtlich rhetorische Frage ist offensichtlich rhetorisch. Zusammenarbeit zwischen Kommunisten und Sozialdemokraten war aufgrund der Sozialfaschismusthese außer Frage, beim BVG-Streik (der exakt am Tag nach der Wahl endete) hatte es dagegen Kooperation zwischen KPD und NSDAP gegeben. Tatterpräsident Hindenburg hatte ohnehin keine Zuneigung zu den Arbeiterparteien, auch wenn er Hitler gegenüber ebenfalls lange skeptisch blieb.

Nach der Wahl, die keine parlamentarischen Mehrheiten erlaubte – woran such Quoren nichts geändert hätten – versuchten Schleicher und Papen, Hindenburg jeweils von ihren Konzepten für eine neue Reichsregierung zu überzeugen. Der parteilose Schleicher warb für eine „Querfront“, eine Regierung mit Vertretern aller gesellschaftlicher Akteure, scheiterte. Und Papen gelang es, Hindenburg von einem Kabinett unter Reichskanzler Hitler zu überzeugen.

Dietrich von Schwanitz schrieb dazu in „Bildung“ treffend: „Die beiden Dilettanten … Schleicher und Papen haben mit dem Feuer gespielt und dabei die Welt angezündet.“

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