Hinweis: Dieser Artikel beschäftigt sich – im Vorfeld der Bundestagswahl 2009 – mit der Korrelation von Wahlbeteiligung und Ergebnissen. Hier ist der entsprechende Beitrag im Rahmen der Bundestagswahl-Nachlese.
Wahlbeteiligungen werden oft als Indikator für die Brisanz eines Themas oder für Politikverdrossenheit genommen. Bei Bundestagswahlen ist der Anteil derer, die ihre Stimme abgeben, traditionell hoch – und es hat hier in den letzten Jahren dennoch einige Schwankungen gegeben.
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Die Korrelation ist eine statistische Funktion, die überprüft, inwieweit eine Wertegruppe (in dem Fall die Wahlbeteiligung) mit einer anderen (also das Wahlergebnis einer bestimmten Partei) korreliert, also inwieweit eine x-y-Zuordnung möglich ist. Die Zahlen liegen grundsätzlich zwischen -1 und 1. 0 deutet dabei auf absolut keine [Update: linearen] Zusammenhänge hin, 1 auf eine absolut linear gleiche Entwicklung, -1 auf eine lineare entgegengesetzte [lineare] Entwicklung. Werte deutlich über 0,5 gelten als signifikant, also als tatsächlich relevante Korrelationen. Das Bestimmtsheitsmaß ist das Quadrat davon und, in Prozent angegeben, ein Indikator dafür, wie stark zwei Wertgruppen miteinander zusammenhängen.
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Korrelationen werden öffentlich gerne mit Kausalitäten, also Ursachen verwechselt. Dafür können die Korrelationen selber nichts – wenn in einer Untersuchung herauskommt, dass massiver Kaffeekonsum nun einmal oft zeitnah zum Rasieren stattfindet, ist das auch so. Aber nicht, weil Kaffeetrinken Bartstolpen wachsen lässt, sondern weil Menschen eben am Morgen beides tun. Politische Diskussionen sind oft überschattet von solchen falschen Kausalitäten, etwa bei der Debatte über die schulischen Leistungen von Kindern, die den ganzen Playstation spielen.
Ich habe mich in dieser Analyse auf die einzelnen Parteien / Parteigruppen beschränkt. Eine separat von mir durchgeführte Untersuchung nach Volksparteien / kleine Parteien, Regierung / Opposition und politischem Lager war ohne nennenswertes Ergebnis. Daher nun eine auf die Parteien beschränkte Darstellung:
Jahr | Wahlbeteiligung | Union | SPD | FDP | Grüne |
PDS/Linke |
2005 | 77,7% | 35,2% | 34,2% | 9,8% | 8,1% | 8,7% |
1990 | 77,8% | 43,8% | 33,5% | 11,0% | (5,0%)* | 2,4% |
1994 | 79,0% | 41,5% | 36,4% | 6,9% | 7,3% | 4,4% |
2002 | 79,1% | 38,5% | 38,5% | 7,4% | 8,6% | 4,0% |
1998 | 82,2% | 35,1% | 40,9% | 6,2% | 6,7% | 5,1% |
Korrelationen | -0,47 | 0,93 | -0,80 | 0,01 | -0,08 | |
Bestimmtheitsmaß | 22% | 86% | 65% | 0% | 1% |
* Anmerkung zu den Grünen: Die 5% sind an dieser Stelle die Summe des Ergebnis für die separat angetretenen West- und Ost-Bündnis-Grünen. Das hakt. Nimmt man es ganz raus aus der Betrachtung, ergibt sich ein ähnliches Ergebnis (-0,74) wie bei der FDP, aber das ist methodisch kaum sauber. Wählt man die jeweiligen Einzelergebnisse (3,8% bzw. 1,2% bundesweit), ergeben sich, wie auch in dieser Betrachtung, sehr schwache Korrelationen.
Die Ergebnisse sind an zwei Stellen bemerkenswert:
- die enorm hohe Korrelation von SPD-Ergebnis und Wahlbeteiligung deutet darauf hin, dass die Partei besonders dann stark abschneidet, wenn viele Menschen zur Wahl gehen (und dann eben auch gleich ihr Kreuz bei der SPD machen). Auch hier bitte keine Kausalität hereinbringen – die Wahlbeteiligung steigt nicht sprunghaft, weil die Menschen SPD wählen, sondern weil sie überhaupt zur Wahl gehen und dann SPD wählen. Eine Ursache („Schröder“ wäre ein Beispiel, auch wenn es das hier nicht ist) hat also zwei Ereignisse zur Folge.
- bei der FDP verhält es sich nahezu invers, die Partei steht immer dann stark da, wenn weniger Menschen zur Wahl gehen, oder kann umgekehrt weniger von einer erhöhten Wählermobilisierung profitieren als andere Parteien, was wiederum auf einen hohen Anteil an Stammwählern hindeutet
In einem Diagramm sieht das Ganze wie folgt aus. Auf der x-Achse ist dabei die Wahlbeteiligung eintragen, auf der y-Achse das Ergebnis der Partei. Eine starke positive Korrelation würde dabei durchweg nach rechts oben laufen (wie es die SPD-Llinie fast durchweg tut), eine starke negative Korrelation dagegen absacken (wie es die FDP-Linie einigermaßen tut).
Mit Dank an die Korrelations-Hinweisgeber!