Farbe er- und bekennen

Medienwelt

Ich bin immer wieder überrascht, wie lange es eigentlich selbstverständliche Features brauchen, bis sie in der Browserwelt tatsächlich sesshaft werden. Videos sind ein Beispiel – „wieso das geht doch ganz gut seit Flash 7?“, vibriert es in der Großhirnrinde des Lesers. Richtig, aber das gibt es zum einen auch erst seit 2004, zum anderen ist der Umweg über ein Plugin natürlich immer noch suboptimal, nicht zuletzt, weil es proprietär ist. (Aber ja, natürlich immer noch ein großer Wurf gegenüber den unsäglichen Zeiten, in denen das nur mit kruden, noch seltener plattform- oder browserübergreifenden media-embed-Tags lief.)

Firefox 3.5 folgt in vorauseilendem Gehorsam dem HTML5-Standard (bravo!) und ermöglicht den Einbau ganz einfach mit einem <video>-Tag, so elegant wie bei <img>. Ein Traum. Im Jahre 2009.

Aber darüber möchte ich gar nicht reden, mir geht es um Farbmanagement. Bunt ist das Internet nun schon ein paar Tage, Bilder haben eigentlich auch die meisten Websites, sogar dieses Blog gelegentlich.

Was ist also das Problem?

Abseits des mutmaßlichen angeblichen Hauptverwendungszwecks für Fotos im Web gibt es ordentlich viele Fotographen, die ihre Werke online weiterverbreiten wollen, um sich präsentieren und Kunden zu gewinnen. Entweder auf der eigenen Website oder auf Flickr oder so. Und hier kommt das Problem:

  1. Jeder halbwegs professionelle Browser wird sein Foto mit einem ICC-Profil versehen, das ist eine ungefähr 4 Kilobyte große Tabelle im Kopfbereich des Bildes.
  2. Dieses wird gemäß Murphys Gesetz entweder der Hosting Service oder aber der Browser ignorieren.
  3. Trifft beides nicht zu, schaut sich der potenzielle Bild in einem spiegelndem Display unter Flutlicht an.

Der zweite Punkt ist ein ernsthaftes Problem. Ich habe gerade mal recherchiert, wie es mit der Farbprofilunterstützung bei den meiner Meinung nach relevanten Browsern aussieht:

  • Internet Explorer: Unterstützt diese ab Version 7 (Release Oktober 2006), muss aber in den Einstellungen aktiviert werden, und führt sonst zu komischen Ergebnissen.
  • Chrome: Nö.
  • Safari: Seit Version 1.0 (2003), weil es Aqua-Anwendung das native Farbmanagement von Mac OS X versteht. Soll unter Windows auch funktionieren.
  • Firefox: Ab Version 3.0 (2007), aber auch das muss manuell aktiviert werden. Bei Version 3.5 ein neuer, nicht minder unterhaltsamer Akt.
  • Opera: Ja (entweder implementiert in Version 8 oder 9, das konnte ich jetzt nicht einwandfrei recherchieren).
  • Windows Vista: Ist kein Browser, taucht hier aber auf, weil es allen Bildern ohne Profil automatisch sRGB zuweist.

Achja, sRGB gibt es übrigens seit 1996.

Dieses Tutorial gibt ein schönen Überblick, statt Vergleichsbildern nebeneinander lädt es via JavaScript Bilder mit anderem Farbprofil auf das selbe Bild, sodass man bei Veränderungen weiß – Mist, mein Browser kann’s nicht. (Schöne Vergleiche und Erklärungen zudem hier, hier und hier.)

Nächstes Problem: Der Hoster

Flickr kennt man ja durchaus. Der Service hat viele Vorteile, etwa eine API, mit der man im eigenen Blog gut Bilder einbauen kann, sowie eine komfortable Alben- und Schlagwortfunktion. Demgegenüber steht meines Erachtens ein Nachteil, der es für professionelle Photographen beinahe unmöglich macht, hier ihre Bilder zu präsentieren: Es entfernt beim Hochladen alle Farbprofile und nimmt sRGB an – was für Menschen, die mit Photoshop oder Lightroom arbeiten (genau: viele Fotographen) ärgerlich ist.

Lösung: im entsprechenden Farbraum (also sRGB) ausgeben, dann ist es immerhin unter Vista und Opera und wohl auch mit Safari korrekt, theoretisch sogar bei fast allen Browsern außer dem unsäglichen IE 6, wenn die Menschen denn nur Farbprofilverwaltung aktivierten. Und schauen, dass die Version mit nicht funktionierendem Farbprofil nicht ganz daneben aussieht, notfalls dabei ein wenig Abstriche bei der „guten“ Variante machen.

Was mich zu meiner Schlussfrage bringt: Wieso kommt jemand auf die Idee, dass die gescheite Verwaltung von Farbprofilen eine Einstellung ist, die per Standard nicht aktiviert ist?

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