Alle auf Zucker

Gesellschaft

Die gute Nachricht: Ich habe beidem widerstanden, vorhin, beim Abendessen vor Sunshine Cleaning: dem Extra-Käse auf dem Veggie-Burger und dem frittierten Schafskäse als Vorspeise (Gemüsesticks stattdessen). Und ich war mal einkaufen. Womit wir zur schlechten Nachricht kommen: Ich habe dort die aktuelle Öko-Test an der Kasse liegen gelassen. Und ich stelle fest: Unsere Gesellschaft ist auf Überzuckerung getrimmt.

10-30% Zuckeranteil, durch die Bank

Zu meinen Primärzielen bei der Einkaufsmission gehörte der Kauf von Frühstückscerealien. Dass diese per se nicht kalorienarm sind, ergibt sich aus der Tatsache, dass es sich um Getreideprodukte handelt, und Getreide ist ja für Kohlenhydrate, was Fake-PR Guerilla-Marketing für die Bahn ist. Aber: Ich bin bei allen Müslis mal die Packungen durchgegangen, auf denen ja immer diverse Daily-Allowance- und absolute Werte stehen, eine der Kategorien davon: Zucker. So richtiger Zuckerzucker, nicht dreifach gefalteter Isomaltimprinzipauchzucker, sondern C6H12O6.

Und: die beste Sorte bei Kölln Flocken und Vitalis, Pfirsich Melba, kommt auf 4,4 g je vierzig Gramm Vollstaubprodukt. Macht 11% Zucker, sagt die Packung. Die weniger süßen (sagt die Packung) Produkte sind etwas drüber. Im Bereich von Erd-, Wald- und Wiesenbeeren steigen wir noch einmal eine Liga auf , Honig- und Schokozeug besteht mal eben zu fast einem Drittel aus Zucker. (Letzteres ist nur das Extremalbeispiel – Schokolade steht ja nicht eben im Ruf, Diätmittel zu sein.)

In Süße sterben

Warum das wichtig ist? Weil man generell wesentlich leichter und zu viel Zucker zu sich nimmt. Die zentrale Funktion, genügend Kalorien in den Menschen hineinzuschaufeln, benötigen wir ja in Mitteleuropa kaum noch. Wenn schon die gesündesten Müslis fünf Gramm reinen Zucker erhalten, wie soll man dann als anständiger Ernährungspyramidenarchäologe jemals genügend „Reserven“ haben, um sich tatsächlich einen Schokoriegel oder einen Frappucino reinzupfeifen? Eben.

Dass Kinder davon mit den ganzen Kellogg’s-Produkten fast noch mehr betroffen sind: bekannt und erschreckend. Warum, im Jahre 2009, ist zwar der Pfirsich-Melba-Darsteller im Müsli beinahe, äh, frisch, können manche Lebensmittel wochenlang unbehelligt irgendwo rumsitzen, ohne sich bald zu bewegen – und trotzdem gibt es keine gesunde, süßstrofffreie oder -arme Möglichkeit, sich „normal“ zu ernähren?

One Reply to “Alle auf Zucker”

  1. […] ich vor sieben Jahren schon einmal kopfgeschüttelt habe, sind Frühstücksflocken und -produkte oftmals absurd überzuckert. Bei klassischen Markenprodukten sind wir oft nur ein paar Moleküle von Smarties-Cerealien […]

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