Magische Frühstücksflocken

BerlinNahrungsmittelzufuhr

Anmerkung: Bei diesem Beitrag handelt es sich um einen importierten Artikel aus meinem damaligen Blog „Morgenstimmung Berlin“, der nach langer und beschwerlicher Datenbankreise den Weg in dieses Blog geschafft hat – an Zeichenkodierungen und ggf. Bildern arbeite ich allerdings noch.

Immer wieder nett: Cafés, die sich ein bestimmtes Thema geben, also nicht nur eine regionale Fokussierung, sondern beispielsweise eine Akzentuierung auf besonders grünzeuglastige Speisen, selbstgemachte Marmelade oder besondere Kuchen des Hauses. Wenn ein Café sich den Namen des im deutschsprachigen Raumes wohl bekanntesten Zauberers Harry Houdini (mehr bei Wikipedia) gibt, könnte man ja meinen, daraus folgt, dass vielleicht einige Gerichte so angerichtet sind, dass sie an Zauberkunststücke erinnern – also etwa eine Tasse Milchkaffee, die schwarz und wie ein Hut geformt ist und zu der ein Keks in Form eines Kaninchens gereicht wird.

Aber das wäre leider zu optimistisch gedacht – der Namenspatron ist einem kurzen Einleitungstext in der Speisekarte erwähnt und auf ein paar Bildern im Inneren des Ladens, weiter reichte seine Zauberkraft wohl nicht.

Ansonsten ist das Innere recht schlicht: eine angenehme orangene Farbgebung und eher dunkles Holz tragen zum typischen Flair eines Fr?ºhst?ºckscaf?©s bei. W?§hrend im größeren der beiden Räume die Lichtverhältnisse sehr angenehm sind, eignet sich die Illumination im kleineren Zimmer kaum zum Lesen. Mögliche Ursachen sind die zu tiefe Markise (was man im Laufe des Vormittags bemerkte) sowie eine a) grunds?§tzlich zu dubiose und b) teilweise defekte Beleuchtung.

Wo wir dabei sind: um zehn war offensichtlich auch noch keiner auf die Idee gekommen, den Zigarettengeruch der gestrigen Happy Hour wegzulüften. Das ist im Gesamten nicht so dramatisch, wie etwa die zugige Luft im Tous les Jours – aber es stört den perfekten Frühstücksgenuss schon etwas.

Heute gab es Gelegenheit zum Brunchen (mit 5,90 Euro per capita durchaus angemessen) – und dabei kann sich Houdini tatsächlich des Staunens der Akteure sicher sein: neben einer akzeptablen Brot-, Käse- und Wurstauswahl finden sich verschiedene Salate, Pastagerichte, Mozzarella-Tomaten, warme Gemüsespeisen sowie gebratenes Fleisch und mehrere Omelettes auf dem langen Buffettisch.

Und immerhin scheint sich Houdini an einer Stelle doch verewigt zu haben: mit gutem Willen kann man das Anheben der Deckel über den heißen (in conclusio: frischen) Gerichten tatsächlich vergleichen mit der Spannung, bevor der Zauberer etwas aus seinem Zylinder holt, was wahrlich zu entzücken vermag.

Reichlich ist das Essen – und, das kann versichert werden, auch lecker. Der Camembert verwöhnt die Zunge mit sahnigem Aroma, das Gemüse wurde weich- aber nicht zerkocht und freut den an viele fade Gerichte gewöhnten Vegetarier, und leckerer Pudding zum Dessert bildet einen wirklich leckeren Abschluss. Nach meinem Geschmack waren die gekochten Eier etwas zu hart, aber das könnte auch eine Folge der allgegenwärtigen Vogelgrippe-Paranoia sein. Armutszeugnis am Rande: Milchkaffee und Latte Macchiatto kommen zwar mit gutem Schaum und Schokoflocken daher, Kekse – mit oder ohne Houdini – sucht man allerdings vergeblich.

Die Bedienung kommt öfters vorbei und ist zuvorkommend, freundlich und herzlich; man gewinnt nicht das Gefühl, mit einer Person zu sprechen, die allein freundlich ist, weil das im Arbeitsvertrag steht.

Unklar bleibt mir jedoch, wer auf die Musik gekommen ist. Ich bin einem Café ja vieles gewohnt und habe meinen Erwartungshorizont mittlerweile zwischen Norah Jones und Spreeradio eingestellt (mit klarer Präferenz zu ersterem). Gut hätte ich mir vorstellen können, dass passend zum Zirkusambiente vielleicht etwas Varietémukke oder Swing daherkommt – aber das?

Liebe Belegschaft, wieso denn ausgerechnet vorderorientalische Musik (es war nicht Tarkan, klang für mich aber so ähnlich)? Ich habe grundsätzlich nichts dagegen, aber es passt von vorne bis hinten nicht. Habt ihr vielleicht eine Aktion, dass jeder von euch jeden Tag eine CD mitbringen darf? Wenn ja, ändert das bitte! Oder, der Windows-Startsound vorher lässt darauf schließen, sucht ihr einfach irgendein MP3-Verzeichnis auf der Platte? Wenn ja, ändert auch das bitte! Es wäre so viel schöner mit angenehmer Musik…

Was also kann man über den Restaurant gewordenen Zauberer resümieren? Speisen und Bedienung sind definitiv große Klasse und die Preise absolut angemessen. Warum es trotzdem nicht für einen Platz in der Königsklasse gereicht hat? Weil mir früh morgens schummrige Beleuchtung zwar katerkompatibel, nicht aber angemessen für ein zünftiges Frühstück erscheint und Kleinigkeiten wie etwa der zwar nette, aber dürftig geschriebene Houdini-Artikel und die Cliparts in der Speisekarte einen letzten Feinschliff vermissen lassen. Etwas mehr Ambitionen bitte, dann kann das Houdini seine zahlreichen Kunden vielleicht noch besser zufriedenstellen!

Wertung: Houdini
Speisen und Getränke 85% 78%
Atmosphäre 65%
Bedienung 85%
Lychener Straße / Raumerstraße (U Eberswalder Straße).

Preise: Croissant-Frühstück 3,70 Euro, Milchkaffee 2,50 Euro, Orangensaft: 2,70 Euro.

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert