Partisans 1941

Spieltrieb

Eine kleine Heldentruppe zieht sich von Versteck zu Versteck, stellt Fallen, synchronisiert Ablenkungs- und Meuchelmanöver, gelegentlich kleine Feuergefechte. Stück für Stück geht as ans große Missionsziel: das Attentat, die Befreiung oder die Zerstörung eines wichtigen Objekt. Das ist das Prinzip von Partisans 1941, Echtzeit-Taktik in den Spuren des 1998er-Überraschungshits Commandos.

Screenshot Partisans 1941
Im Zeitraffer-Modus lässt sich die Macht von Partisans komplett ausspielen: um die Wache vor dem Schuppen auszuschalten, wird die Patrouille unten mit einem Steinwurf und der Kämpfer rechts erledigt den Rest. (Zum Vergrößern klicken.)

Die Handlung spinnt dabei um eine Reihe von Charakteren, die an der Ostfront gegen die Deutschen kämpfen. Manche Missionen bringen neue Mitstreiter hinzu, und insgesamt haben die Figuren nicht nur eigene Fähigkeiten, sondern auch wirklich eigene Hintergründe und Motivation, die immer wieder hervortreten. Die Inszenierung ist ästhetisch stilsicher und dabei bewusst etwas zurückhaltender als das Open-World-Geballer in Saboteur mit seiner Ram-Tam-Tam-Musik und markigen Sprüchen links und rechts, aber ästhetisch stimmig und atmosphärisch dicht.

Commandos war 1998 eine Maximalreduktion. Eine vorgegebene Auswahl von Charakteren ging in die jeweilige Mission und hatten dabei zu jeder Zeit die gleichen Möglichkeiten. Und mit eben diesen Handlungsoptionen – zum Beispiel den Fallen des Pioniers, den Ablenkungen des Spions und ab und an den Fernschüssen des Scharfschützen – ging es wie eingangs beschrieben voran. Auf seinen Kern zerlegt, ist es ein Puzzle-Spiel.

„Und was, wenn wir noch…“- „Klar!“

Partisans macht all das und noch so viel mehr. Im Grunde ist es fast eine Parodie der Feature-Listen, die bei Nachfolgern zu Erfolgstiteln in Spielezeitschriften oft präsentiert wurden. Das neue Command & Conquer: Jetzt mit 3D-Gelände! Missionen, die sich aufeinander auswirken! Tag und Nacht! Das neue Tomb Raider: Rollenspielelemente!

Zu fast jeder mögichen Idee im Genre wurde beim Design zustimmend genickt. Partisans 1941 hat wirklich fast alles:

  • Erfahrungspunkte und Talentbäume für die einzelnen Charaktere,
  • Gegenstände und Beute in den Missionen,
  • Nahrungsmittel- und Resourcen-Management in einer ausbaubaren Heimatbasis zwischen den Missionen,
  • wählbare Charaktere für die Haupt- und Nebenmissionen,
  • und schließlich sogar Weiterentwicklungsmöglichkeiten für Primär- und Sekundärwaffen, und ein Deckungssystem.
Sichtkegel der Feinde bei Nacht unterscheiden zwischen einem Nah- und einem Fernbereich. In letzterem sind die Figuren nicht sichtbar, so kein Laternenlicht scheint.

Einiges davon ist gut gemacht, manches aber primär gut gemeint. Talentbäume hochklettern und Beute einsacken bleibt eine grundsätzlich motivierende Komponente, die übrigen Elemente sind aber eher langweilge Salatbeigabe. Runde für Runde die Kämpferinnen und Kämpfer zum Fischen, Pilzsammeln und Holzhacken Schicken: Das muss nicht sein. Das Interface hält der Herausforderung, all das abzubilden, weitgehend freundlich stand – insbesondere die Zeitraffer-Funktion fühlt sich sehr mächtig an. Etliche Komfortfunktionen oder auch nur etwas mehr Platz wären dennoch ein Segen gewesen.

Feuer gefällig?

Und noch eine Zugabe ist bestenfalls durchwachsen: die Feuergefechte. Partisans bringt verschiedene Waffen- und Munitionsarten, Nachladen, Deckung, Upgrades und „kritische Treffer“ ins Spiel, und auch ein ausgefeiltes Verletzungssystem, in dem zum Beispiel gebrochene Arme schwere Waffen unbenutzbar machen. Das alles ist beeindruckend und erinnert – ähnlich wie die ausbaubare Basis – an Heroes of Might & Magic mit all seinen Finessen.

Allein: Faktisch ist der Beginn eines Kugelhagels oft einfach ein Grund zum Neuladen. Im Gegensatz zum schleichenden Spielablauf, wo die Verlangsamungsfunktion gut bei der Koordination hilft, fühlt sich der Kugelhagel fast immer chaotisch und unkontrollierbar, zu viele Zufallsereignisse auf – natürlich!- einem Deckungssystem aufsetzend fühlen sich sehr nach einem Fremdkörper an. Und im Gegensatz zu etwa Commandos ist eher auch nicht immer vermeidbar, teilweise legt das Spiel es auf Auseinandersetzungen an mit Wellen heranstürmender Gegner.

Dieser Blumenstrauß an Feature-Ideen schadet dem Siel unterm Strich – und er ist auch überhaupt nicht erforderlich. Denn, und das ist die gute Nachricht, das Kern-Element funktioniert genau wie vor 22 Jahren. Eine Ablenkung per Steinschleuder und dann ein fliegendes Messer Richtung neugierigem Soldaten kombiniert mit einem auszuschaltenden Licht, um die Sicht einzuschränken: wahnsinnig motivierend!

Die Zwischensequenzen bringen die Motivationen und Konflikte der Partisanen gut herüber, auch wenn diese angesichts der schieren Zahl an Kombatanten schablonenhaft bleiben.

Partisans 1941 ist ein gutes, teilweise sehr gutes Spiel. Mit ein paar Mal „Nein“ in den Planungs-Meetings hätte es ein Referenzprodukt sein können, ein Commandos mit Diablo-Flow.

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