Landtagswahlen in Thüringen 2019 (1): Die Ausgangslage

Politik

Bodo Ramelow, der erste Ministerpräsident der Linken stellt sich im Oktober 2019 der Wiederwahl. Behauptet er sich, wird ein Trend der Wahlen in Brandenburg und Sachsen bestätigt werden: die Wichtigkeit des Regierungsschefs für seine Partei bei gleichzeitig dramatischer Entwicklung für alle anderen Parteien jenseits der AfD. Wie in meinem vorherigen Beitrag zu den Lehren aus Sachsen und Brandenburg erörtert, laufen bei den Wahlen in Thüringen Ende Oktober zwei Trends besonders zusammen:

  • ein eher gutes Abschneiden der Partei, die den Regierungschef stellt – wohl auch aus der Motivation heraus, der AfD den Titel der stärksten Fraktion zu verwehren
  • ein selbst zu den Jammertal-Zeiten der Jahrtausendwende undenkbar schlechtes Ergebnis für die Linke

(Und dann noch kein Fortschritt für die FDP und auch eher miese Ergebnisse für die jeweils nicht regierende SPD/CDU und und und. Aber wir müssen ja hier zuspitzen.)

Eher der Text wie gewohnt in einer offenen Frage und Überleitung zum zweiten Teil endet, widmen wir uns zunächst den Prozentzahlen in Thüringein seit 1990.

Wahlen seit 1990

Thüringens Wahlgeschichte lässt schön sowohl allgemeine Trendlinien der letzten drei Jahrzehnte erkennen als auch individuelle Aspekte:

Landtagswahlen in Thüringen seit 1990
Diagramm – Ergebnisse bei Landtagswahlen seit 1990. Das Grüne-Ergebnis für 1990 ist für die Listenverbindung „Neues Forum/Grüne/Demokratie Jetzt“, für die PDS für „PDS/Nelken/FDJ/KPD“ (das habe ich mir nicht ausgedacht).
  • Ähnlich wie Sachsen und Brandenburg gibt es eine dominierende Partei mit Langzeit-Abonnement auf den Ministerpräsidentensessel. Twist ist dabei, dass Bernhard Vogel, einziger Mehrländerministerpräsident der deutschen Geschichte, erst 1992 ins Amt rückt und seine erste absolute Mehrheit erst zur Wahl 1999 erreicht.
  • Die spätere Linke beginnt mit kleinen Brötchen, rappelt sich dann aber langsam auf – so weit, dass sie nach mehreren Anläufen zwar nicht stärkste Partei wird, aber doch den ersten Linken Ministerpräsidenten stellt.
  • Die SPD beginnt eher so ganz okay und… naja. Tjanun. Immerhin 1994 fast dreißig Prozent ist ja was – danach blieb die Partei immer unter zwanzig.
  • Die FDP begann wie überall in den Neuen Bundesländern 1990 ziemlich gut und hat dann weitergemacht wie die die Nationalelf unter Erich Ribbeck.
  • Die Grünen taten sich nach 1990 ebenfalls lange sehr schwer, waren aber 2014 entscheidend dafür, dass CDU-Abo zu beenden.
  • Vor der AfD gab es in Thüringen weder Republikaner noch DVU oder NPD im Landtag.

In der nächsten Reihe: Wie die Umfragen in der Vergangenheit in Thüringen und auch dieses Jahr in Sachsen und Thüringen waren und was das für die Wahlen bedeutet.

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