Und dann kam auch noch Pech dazu: die Wahlreihenfolge als FDP-Dilemma

Politik

Keine neue Erkenntnis: 2014 ist es der AfD gelungen, in drei Landesparlamente einzuziehen: Sachsen, Brandenburg, Thüringen. Selbst mäßigen Hobby-Sherlocks fällt die Gemeinsamkeit der drei Länder sofort auf: ostdeutsche Flächenländer, noch dazu nicht die nach die Wirtschaftskennziffern erfolgreicheren darunter. Zum Anderen: Es sind genau die drei Bundesländern, in denen die AfD bei der Bundestagswahl 2013 ihr stärksten Ergebnisse erzielte (Sachsen: 6,8%, Thüringen: 6,2%, Brandenburg: 6,0%).

Natürlich ist das keine Alleinerklärung für die späteren Erfolge (das Ergebnis in Brandenburg etwa war ja das Beste), aber es zeigt, dass die Termine für die Partei gut lagen, um eine Erfolgsgeschichte zu schreiben.

Traditionell schwache FDP-Länder in Serie

Für die Liberalen hingegen traf das genaue Gegenteil zu, nur in Mecklenburg-Vorpommern hatten sie bei der Bundestagswahl ein schlechteres Ergebnis erzielt als in Brandenburg, Sachsen und Thüringen waren ihr viert- respektive fünftschwächstes Bundesland.

Nun gibt es zwischen Bundes- und Landtagswahlergebnissen keineswegs einen völligen Automatismus:

  • die SPD etwa ist in Brandenburg bei Landtagswahlen die Nummer Eins, bei bundesweiten Abstimmungen zankt sie sich mit der Linken um Platz zwei nach Union
  • die FDP erhält in Bayern meistens über 5 Prozent bei Landtagswahlen, sieht auf Landesebene jedoch nur in Ausnahmefällen Land

Doch selbst unter günstigen Umständen sind die Neuen Bundesländer für die FDP keineswegs eine sichere Bank:

  • in Brandenburg und Thüringen kamen sie nur in den Wiedervereinigungswahlen 1990 und zur FDP-Hoch-Zeit 2009 in den Landtag,
  • in Sachsen immerhin noch 2004, aber auch das entspricht gerade einmal der Hälfte aller Wahlen.

Im Sog der 2013-Katastrophe taten sie im Thomas-Dehler-Haus gut daran, erst gar keinen Sekt zu bestellen.

Somit lässt sich recht gut sagen, welche Bundesländer welchen Partien langfristig eher Kummer bereiten. Und diese Aussage ist leider relativ düster für die FDP:

  • Sämtliche Bundesländer, in denen die Liberalen bei der Bundestagswahl über 5 Prozent der Stimmen erhielten, haben bis ins Frühjahr 2016(!) keine Wahlen in einem „Stammland“ (in diesem Fall: Baden-Württemberg).
  • Die nächste anstehende Landtagswahl ist Hamburg, ein absoluter Wackelkandidat für Blau-Gelb. Seit der Wiedervereinigung waren die Liberalen drei mal in der Bürgerschaft (1991, 2001, 2011), dabei jedoch nie über 7 Prozent. Bei der Bundestagswahl 2013 erhielt die FDP 4,8 Prozent.
  • Noch bittere sieht bei der zweiten und letzten Wahl 2015 aus: Bremen. Ein notorisch rot-grün-starker Stadtstaat, in dem die FDP in letzter Zeit nur 1991 und 2007 der Einzug in die Bürgerschaft gelang.

Die aktuellen Umfragen bestätigen, dass es für die Truppe um Katja Suding wenig Grund zu Optimismus gibt und die FDP wirklich einen langen Atem brauchen wird.

Rolle der Wahlkampfkampagne

Im besten Falle wird es also eng für die FDP Hamburg. Welche Rolle kann da eine gute Kampagne spielen? Womöglich eine Entscheidende:

  • in Brandenburg probierte es Büttner-Beyer-Duo mit einer sehr schrillen Kampagne, erzielte damit desaströse 1,4 Prozent – noch hinter NPD und Piraten an neunter(!) Stelle. Das Ergebnis unterbot das Resultat (2,5%) der Bundestagswahl noch einmal um mehr als einen Prozentpunkt.
  • Die ähnlich gelagerte, aber insgesamt biedere Kampagne der Thüringer FDP brachte ihr eine ziemliche Punktlandung auf dem Bundestagswahlergebnis (2,6 zu 2,5 Prozent).
  • In Sachsen dagegen versuchte es Volker Zastrow mit einem betont seriösen und sich von Berlin absetzenden Wahlkampf. Die 3,8 Prozent waren zwar immer noch deutlich außerhalb des Nötigen, aber immerhin 0,7 Prozentpunkte besser als zur Bundestagswahl, und eben auch deutlich über den Katastrophenresultaten von 1994 und 1999 (1,7 bzw 1,1 Prozent).

Ist „Unser Mann für Hamburg“ unter diesen Umständen zu flachwitzig? Das wird sich in rund zwei Monaten zeigen.

Offenlegung: Ich war von 2002 bis 2009 Mitglied der FDP und bin seit 2009 Mitglied der Grünen. Und ich habe einen Videoclip von Jörg Schönenborn gesucht, wo er das mit den AfD-Ergebnissen auch erklärt, aber leider nicht gefunden.

2 Replies to “Und dann kam auch noch Pech dazu: die Wahlreihenfolge als FDP-Dilemma”

  1. Philipp sagt:

    Oh, hab den html Link verbaselt… Sry 😉

    Heute hat die W&V berichtet, Heimat habe den Etat für die Bundespartei gewonnen und außerdem auch bereits die Plakate für Suding in Hamburg entworfen.