Abgeordnetenhauswahlen in Berlin 2011 (4): Zuverlässigkeit der Umfragen in der Vergangenheit

BerlinPolitik

In dieser letzten eher historisch gefärbten Abhandlung schaue ich mir sehr bodenständig anhand der letzten drei Abgeordnetenhauswahlen in Berlin an, wie sich die Institute dabei schlagen, das Wahlverhalten der Berliner zu schätzen – was für die folgende Analyse der gegenwärtigen Situation im Kopf behalten werden sollte. (Umfragen wie immer von wahlrecht.de)

So entwickelten sich die Umfragen bei der Abgeordnetenhauswahl 2006

2006, so suggeriert das Holzhammer-Diagramm, das schlichtweg alle Analysen aneinanderplottet, wurde vergleichsweise großzügig geschätzt. Ein schärferer Blick jedoch zeigt, dass das keineswegs durchgehend stimmt. Betrachtet man die vier letzten, von vier verschiedenen Instituten durchgeführten Umfrage einzeln, so wird deutlich:

  • die CDU wird nur einmal mehr als einen Prozentpunkt fehlgeschätzt, die Grünen kein einziges Mal
  • bei der SPD konnte immerhin eine Umfrage nach an die erzielten 31% anknüpfen, sonst zeigte sich eine leichte Überschätzungstendenz
  • die Ergebnisse der FDP waren unstet, aber auch hier sind die Abweichungen zum finalen Ergebnis im Rundungsfehlerbereich
  • lediglich bei den Linken lässt sich eine durchgängige Überschätzung konstatieren, teilweise um über drei Zähler

Die Abgeordnetenhauswahl 2001 wiederum zeigt sehr sehr deutliche Fehleinschätzungen.

Umfragen-Entwicklung bei der Abgeordnetenhauswahl 2001

So taxierten die Demoskopen die SPD reihenweise zu hoch, während keine einzige Schätzung für die damalige PDS auch nur die 20%-Marke knackte. Eine mögliche Erklärung: Die Mobilisierungskraft des Spitzenkandidaten Gregor Gysi gerade in PDS-Hochburgen (aber eben auch in bisherigen Niemandsgebieten für die Sozialisten) wurde bei der Verarbeitung der Rohdaten schlichtweg unterschätzt.

Entwicklung der wenigen Umfragen für die Abgeordnetenhauswahl 1999

Zwei  Jahre zuvor ist das Feld der Umfragen schon deutlich dünner gesagt – und kommt auf wenig spektakuläre Ergebnisse, abseits einer konstanten (leichten) CDU-Über- und SPD-Unterbewertung. Bemerkenswert – und womöglich ein Fanal für die Umfrage: Dass die FDP nicht ins Parlament einziehen würde, sagten die Umfragen voraus, die teilweise nicht einmal mehr gesonderte Werte für die Liberalen auswiesen.

In der nächsten Folge schließlich kümmere mich um die Umfragen für die Wahl am Sonntag!

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