100 Tage Schwarzgelb (2): Der Vergleich mit den Vorgängerregierungen

Politik

In meiner Analyse zum gegenwärtigen Stand der neuen Regierungskoaltion in den Umfragen kündigte ich bereits an, einen Vergleich zu den drei Vorgängerregierungen zu ziehen, weil nur so die Frage beantwortet werden kann, ob der gegenwärtige Katzenjammer wirklich besonders schrecklich oder einfach nur das normale Erwachen ist. Um diese Analyse beherrschbar zu machen, stelle ich jeweils das einfache arithmetische Mittel der Parteien von Umfragen, die ca. 100 Tagen nach dem Regierungsantritt veröffentlicht worden, gegenüber.

Bitte dabei beachten: Der Befragungszeitraum fand naturgemäß etwas früher statt. Gegenüber meinem letzten Beitrag finden sich auf Wahlrecht.de schon neue Umfragen, die in die Betrachtungen natürlich schon mit eingeflossen sind.

Ich erspare die Myriaden von Tabellen (Ergebnisse sind in den Bildbeschreibungen (nicht Bildunterschriften) hinterlegt) und komme stattdessen gleich zu Beobachtungen und Schlussfolgerungen:

  • Bemerkenswerterweise legte die CDU nach den letzten vier Wahlen immer zu, mindestens signifikant (dieses Jahr und 1998/1999), teilweise sogar spektakulär (2002/2003). In die hundert Tage der beiden Schröder-Kabinette fielen übrigens weder der Rücktritt von Oskar Lafontaine (11. März 1999) noch die Ankündigungen zur Reform der Arbeitsmarktgesetze (Regierungserklärung vom 14. März 2003).
  • Die FDP hat in der Nachlese der letzten vier Wahlen nie an Zustimmung gewonnen – rein rechnerich sogar immer verloren, allerdings 1998/1999 bis 2005/2006 immer weniger als einen Prozentpunkt. Der gegenwärtige Ausschlag nach unten ist demgegenüber also als durchaus dramatisch zu bewerten, zumal Verschiebungen unter den kleineren Parteien in der 100-Tage-Nachlese Seltenheitswert haben.
  • Insgesamt gewinnen Regierungskoalitionen zumindest nie signifikant hinzu (siehe letztes Diagramm). Beide wirklich signifikanten Ausbrüche nach unten (Schröder II und Merkel II) stellen sich zu Beginn der zweiten Amtszeit eines deutschen Regierungsoberhauptes dar.
  • Auf Parteiebene betrachtet erlebt die Union derzeit ihren schwächsten Nachwahl-Aufschwung (ist aber immerhin konstant), die SPD ihren ersten (wenn auch auf niedrigem Niveau), die Grünen ihren größten. Bei der FDP gibt es allen Grund zu Krisensitzungen, das Ergebnis der Linken ist ein minimaler, kaum messbarer Abschwung.

Wer griffige Formulierungen auch dann mag, wenn sie stark vereinfachen: Im betrachteten Zeitraum ist dies der zweitschlechteste demoskopische Start einer Regierung und für beide Regierungsparteien jeweils die schwächste Weiterentwicklung in den Umfragen.

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