Haben die Piraten die Bundestagswahl 2009 entschieden?

Politik

Genau wie bei der Analyse zu ihren Chancen, in den Bundestag einzuziehen, ist auch hier die Antwort wieder eindeutig: Nein. Es gibt eine Fußnote dazu, aber elementare Mathematik deutet die Lösung bereits an:

CDU/CSU und FDP kommen zusammen auf 48,4% der abgegebenen, gültigen (Zweit-)Stimmen, ziemlich genau 21 Millionen. SPD, Linke und Grüne erreichen zusammen 45,6%, oder auch 19,7 Millionen Stimmzettel. Fehlen also 2,8 Prozentpunkte, oder 1,3 Millionen Kreuze. Die Piraten kommen auf 1,95%, der Bundeswahlleiter nennt 845.904 Stimmen.

Also: Selbst wenn alle Wähler der Piratenpartei SPD, Grüne oder Linke angekreuzt hätten, hätte sich am Ergebnis nichts geändert: Das Mitte-Rechts-Bündnis hätte so oder so eine Mehrheit, auch ohne Überhangmandate.

Jetzt zur Fußnote: Eine Überprüfung wert ist jedoch, ob die Piraten die Reihenfolge der Oppositionsparteien im Bundestag verändert haben oder hätten können. Wie ich bei meiner Analyse zu den Landtagswahlen in Sachsen und Thüringen ausgeführt hatte, lässt sich ein schwächerer Zuwachs der Grünen in ländlichen Gegenden feststellen, wenn die Piraten ebenfalls zur Wahl stehen. Ich habe hingegen nicht den Eindruck, dass die Grünen in ihren Hochburgen weniger stark gewinnen, wenngleich auch dort Piraten-, höhö, -festungen sind.

Für die Bundestagswahl 2009 gibt es geradezu Laborbedingungen, um das zu untersuchen: Denn ausgerechnet in Sachsen trat die Piratenpartei nicht an. Vergleichen wir nun einfach einmal Landtags- und Bundestagsergebnisse:

  • Thüringen: Zur Landtagswahl für die Grünen 5,4% (ein Zuwachs von 0,9 Prozentpunkten), zur Bundestagswahl 6,0% (ein Zuwachs von 1,2 Prozentpunkten). Bei letzter waren die Piraten dabei und haben 2,5% der Stimmen geholt.
  • Sachsen: Zur Landtagswahl ein grüner Zuwachs von 1,3 Prozentpunkten auf 6,4%, gleichzeitig 1,9% Piraten-Stimmen. Die piratenlose Bundestagswahl bringt 6,7 % Zweitstimmen, was einem Zuwachs von 2,1% entspricht – Ausgangswert war, wie in Thüringen, 4,8%.

Ich tue mich schwer damit, Rechenmodelle aufzustellen, wie genau der „Piratenfaktor“ dabei lautet, also etwa der Anteil an bürgerrechtsorientierten Wählern, welche den Grünen aufgrund der Beschlüsse unter Otto Schily nicht das Kreuz geben. Aber tatsächlich kann man sagen, dass die Grünen in Thüringen signifikant weniger zugelegt haben – sowohl im Vergleich mit der vorherigen Bundestagswahl als auch in Prozentpunkten zur vorgegangen Landtagswahl (das wären 0,3 im Vergleich zu 0,8 in Sachsen, wo die Piraten nicht antraten).

Doch selbst wenn das Milchmädchen Recht hätte und 2,5% Piratenwähler in Thüringen 0,7% verlorene Grünen-Zweitstimmen sind – mit 0,54 Punkten mehr (die selbe Rechnung bei 1,95 Piratenprozenten bundesweit) wäre die Öko-Partei immer noch die fünfte Kraft. Zumal die Grünen-Probleme diesmal weniger im ländlichen Raum liegen (selbst in Rheinland-Pfalz verbuchen sie 2,5 Prozentpunkte Gewinn), sondern im Osten (Brandenburg und Sachsen-Anhalt: je nur ein Pünktchen dazubekommen).

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