Browserkriege im Kopf

Medienwelt

Wer meinem Twitter-Account im Wortsinne folgt, weiß, dass ich gestern mal wieder ein Experiment gestartet habe: Opera. Ich habe ihm einen kompletten Vormittag eine Chance gegeben, weil mich einige Aspekte daran sehr reizen, die out of the box so sind, wie sie bei Firefox mit Plugins werden:

  • Mausgesten (ganz ehrlich: ich kann mir nicht vorstellen, ohne zu surfen)
  • Wiederöffnen der letzten geschlossenen Tabs (ohne Plug-in, und ohne Mauskilometer abzulaufen)
  • sauber synchronisierte Bookmarks (ja, ich weiß, dass es dafür bei Firefox einiges gibt)
  • Tab-Sessions speichern und laden (hier habe ich immer noch nichts Schönes beim Firefox gefunden)

Auf die (auto-indexierten!) E-Mails kann ich mittlerweile verzichten, unter Windows war das aber IMHO die beste Lösung für Nachrichten, die nicht zwingend auf Outlook Exchange angewiesen sind. Weniger sinnstiftend fand ich dagegen die Zauberstab-Lösung, bei der gespeicherte Passwort- und Formularfelder umrandet werden und dann nach einem Klick auto-ausgefüllt und -verschickt. Was die Anpassungsmöglichkeiten angeht, ist Opera ähnlich flexibel wie Firefox, nur ein vernünftiger Ad-Blocker fehlt (es gibt zwei Lösungen, entweder händisch über „Inhalt blockieren“ oder mit dem Ändern von Startdateien). Das hat mich letztlich also wieder zurückgebracht zu Firefox 3. Und zu einer langen Gedankenkette.

Rechts das Twitter-Widget, was sich leider wenig komfortabel als separate Anwendung im Taskmanager platziert - da ist Twitterfox doch deutlich komfortabler.

Rechts das Twitter-Widget, was sich leider wenig komfortabel als separate Anwendung im Taskmanager platziert - da ist Twitterfox doch deutlich komfortabler.

Warum nutzt keiner Opera?

Das war in der Gedankenkette ein wesentliches Glied. Denn objektiv betrachtet ist die einzige wirkliche Schwäche des Browsers seine vergleichsweise kleine Community, wegen der Ideen wie die Widgets nur in Ansätzen den Nutzwert des Feuerfuchses erreichen. Allein das wirklich gut gelöste Zoomen oder die verschiedenen Betrachtungsmodi sind ein Traum, Notizen (ohne Plugin!) und die Pioniere des Tabbed Browsing ebenso.

Dass Opera nicht wirklich Fuß fassen kann, hat historische Gründe und ist, wie so oft im Leben, ein Teufelskreis. Der Browser war lange, lange kostenpflichtig. Ich glaube, die Lizenz hat kaum mehr als 5 US-Dollar gekostet, natürlich gab es akademische Preismodelle und so … aber der Unterschied zwischen Freeware und Nicht-Freeware ist ein gigantischer, unabhängig vom Betrag. Auch dann, wenn der Browser selbst in Version 1.0 vor nunmehr fünfzehn Jahren Tabs unterstützte.

Irgendwann entschied man sich bei Opera, auch eine Variante mit Werbung anzubieten, was sogar erstaunlich gut funktionierte – die Anzeigen waren relevant. Aber auch das nützte nichts in der Zeit, in der eben der Internet Explorer und das Gecko-basierte Gegenstück eben doch frei wie Freibier waren.

So wiederum kam es, dass sich für Opera nie eine richtig große Community aufbauen konnte, das Ding blieb immer ein Browser der gefühlten Avant-Garde. Das wiederum hat für die Widgets, also Erweiterungen etwa zur Twitter-Integration Folgen, weil diese per se weniger zahlreich sind (bei den Themens kann ich mich nicht beschweren) – und gerade die Plug-ins sind ja nun ein Haupt“verkaufs“argument des Firefox. Ich denke auch nicht, dass sich daran etwas ändern wird, obwohl Opera wirklich für alle denkbaren Plattformen existiert (aber eben nicht Open Source ist).

An mir selbst habe ich, um den Kreis zum Titel zu schließen, mittlerweile doch eine ziemliche Trägheit festgestellt, was die ganzen um mich werbenden Händler auf dem Browserbasar angeht. Safari 4 (Mac), Firefox 3.5 (Mac/Windows), Opera 9.64 (Windows/Mac), Internet Explorer 8 (Windows), alles irgendwo installiert und ausprobiert – aber trotz aller Komfortmigrationsfunktionen fühlt sich das doch jedesmal wie ein kleiner Umzug an, und es dauert naturgemäß eine Weile, bis man sich heimisch fühlt. Weswegen ich zumindest meinen Hauptwohnsitz lange nicht verlagern werde.

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