Die unerträgliche Leichtigkeit des Adventure-Genres

Spieltrieb

Eines meiner Lieblingsbilder aus dem ersten A Vampyre Story. Aber das sage ich eigentlich zu fast allen AVS-Screens.

Eines meiner Lieblingsbilder aus dem ersten A Vampyre Story. Aber das sage ich eigentlich zu fast allen AVS-Screens.

BenutzerIn „..eve“ spricht im Adventure-Treff-Beitrag zu neuen Vooju-Island- und A-Vampyre-Story-2-Bildern ein mir wohlbekanntes Gefühl aus:

„Ich war ungefähr 12 zu MI-Zeiten und hab die ersten beiden Teile geliebt. Das Leben geht weiter. Was brauch ich jetzt, über 20 Jahre später, ein Auferstehen von längst vergangenem, das sowieso nie und nimmer meien [sic] Erwartungen erfüllen kann…“

Die Klage über den „Hype der Ewiggestrigen“ mag man überzogen finden, die Präferenz für Voojo Island und AVS 2 über die neu erschlossenen Affeninseln muss man nicht teilen, aber da trifft jemand einen Nerv, ein großes Gefühl. In dem Moment, in dem ich unter A Vampyre Story die 79 setzte, fiel mir das wieder ein und auf.

Teile dieses Spiels haben wir bei PC Games erstmals im Frühjahr 2007 gesehen, es folgte eine Dreiseiterpreview in Ausgabe 07/06 (übrigens meiner Meinung nach eine der besten PC Games während meiner Zeit </Lesefluss störende Randbemerkung>), und dann nichts. Lange. Also, wirklich lange – aus mittlerweile bekannten Gründen. Wir haben die frühestmögliche Gelegenheit genutzt, um mehr darüber zu machen – und zwar eine Coverstory, im legendären Adventure-Sonderheft. In der normalen PC Games waren noch zwei Previews, sodass man mühe- und lügenverdachtsfrei von der breitesten Vorberichterstattung für ein Adventure seit Jahren im Heft sprechen kann.

Wenn Spielen Coverage eingeräumt wird, zeigt das auch immer den Glauben an qualitativ hochwertige Entwicklerarbeit – im Hinblick auf die technische Anämie, von der das Spiel geplagt und die früh erahnbar war, aus heutiger Sicht mutig. Auch der Publisher, verantwortlich für die käfergeplagten Loki und  The Abbey, bot nicht eben die pure Verführung dazu an. Aber, und jetzt kommt’s, wie kann man bei solchen Screenshots nicht im Bildschirm versinken wollen? Wie kann man angesichts der Charaktergestaltung nicht glauben, hier endlich, endlich, endlich wieder mehr als „ein Adventure in den Fußstapfen von…“ zu erleben? (Ja, Jack Keane ist das teilweise. Book of Unwritten Tales habe ich leider noch nicht spielen können, gekauft ist es aber immerhin schon.)

Man steigert sich in eine Vorfreude, deren Erwartungshaltung tatsächlich schwer entgegenzuhalten ist, selbst wenn alles perfekt wäre. Man erwartet ein Spiel, dass so gut ist, wie die Erinnerungen die alten Abenteuer gemacht haben. Und die Erinnerung berichtet nicht von Spannung, Action, Technik – wer ein Spiel möchte, dass ihn umhaut wie es damals Incoming tat, wartet aufs nächste Release der Yerlis und gut ist. Narrations- und Rätselquantensprünge so einer Art sind ausgeschlossen; wobei Heavy Rain und Fahrenheit natürlich interessante Weichen stellen woll(t)en. Aber die Anforderung, dass ein neues Spiel ein wohliges Nostalgiegefühl hervorruft, ist schlechterdings nicht zu erfüllen, weswegen die Monkey Island Special Edition natürlich die sicherste Bank für LucasArts darstellt.

A Vampyre Story war trotzdem ein gutes Spiel, nur keins, an das man mit der Anforderung rangehen sollte, so zu sein wie die erste Liebe. (Der Vollständigkeit halber: Die 79 bemaßen sich nicht an meiner Nostalgietemperatur, sondern an Logik und Technik.) Und A Vampyre Story 2 wird fein, auch wenn der Insherzgeschlossenfaktor niedriger ist als – erhofft.

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert